Ursula Stadler Gamsa und Liana Konstantinidou

Tandem-Führung: Führen und weiterhin forschen

20.09.2022
3/2022

Auf der Liste der flexiblen Arbeitsmodelle bei New Work taucht neben Homeoffice und Teilzeit auch immer häufiger der Begriff Shared Leadership auf. Es gibt viele gute Gründe für eine Co-Leitung: Die einen wollen trotz Leitungsfunktion weiterhin forschen oder unterrichten, andere eine bessere Work-Life-Balance erreichen oder Erfahrungen und Wissen aus verschiedenen Bereichen kombinieren. Ursula Stadler Gamsa und Liana Konstantinidou leiten seit 2018 das Institute of Language Competence der ZHAW. Ihr Rezept für eine erfolgreiche Co-Leitung lautet: Grundsätzliches Vertrauen und Grosszügigkeit – sich selbst und der anderen Person gegenüber.

Als Ursula Stadler Gamsa und Liana Konstantinidou vor gut drei Jahren die gemeinsame Führung des ILC Institute of Language Competence vorgeschlagen wurde, war Stadler bereits stellvertretende Leiterin des Instituts am Departement für Angewandte Linguistik der ZHAW. Sie brachte viel Führungserfahrung mit und kannte das Institut gut – die Angewandte Forschung aber, die in den letzten Jahren an der ZHAW immer wichtiger geworden ist, habe sie zu wenig verkörpert, erzählt sie. Konstantinidou hingegen kam aus der Forschung und war gerade dabei, ihre Professur an der ZHAW aufzubauen. Beide hätten sich die Stelle auch alleine zugetraut, doch eine Einzelbesetzung wäre in diesem Fall die zweitbeste Lösung gewesen. «Natürlich nehmen die vielen Absprachen in einer Co-Leitung mehr Zeit in Anspruch, als wenn jemand einfach alleine vorpreschen kann», sagt Stadler. «Doch sie führen eben auch zu reiferen und austarierteren Entscheidungen.»

Hohes Stellenpensum ermöglicht breites Portfolio

«Es hat mich gereizt, beim Aufbau und der Konsolidierung des Studiengangs Sprachliche Integration – Deutsch als Fremd- und Zweitsprache mitwirken zu können», sagt Konstantinidou. Gleichzeitig kam eine Führungsfunktion für die Sprachwissenschaftlerin nur in Frage, wenn sie ihre eigene Forschungstätigkeit würde weiterführen können. «Es ist bei unserer Co-Leitung entsprechend nie darum gegangen, eine Teilzeitbeschäftigung ausüben zu können», betont Konstantinidou, die wie Stadler in einem Hundertrprozentpensum arbeitet. «Ein hohes Pensum ermöglicht in solchen Funktionen ein breites Portfolio». Als alleinerziehende Mutter mit finanzieller Hauptverantwortung wäre für sie ein kleines Pensum auch nicht in Frage gekommen.

Nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen

«Liana ist eine ausgezeichnete Netzwerkerin und sehr gut in der Akquise», sagt Stadler über die Stärken ihrer Co-Leiterin. «Ursula kann die Menschen besser abholen als ich», gibt Konstantinidou das Kompliment zurück. Wer den Frauen zuhört, merkt rasch, wie geübt sie darin sind, die Gedanken des Gegenübers aufzunehmen und weiterzudenken; ein Stichwort scheint oft auszureichen, um ein neues Gespräch anzustossen. Sie pflegten eine sehr offene und direkte Art der Kommunikation miteinander, sind sich beide einig, keine von ihnen sei rasch beleidigt oder nehme schnell etwas persönlich. «Das hat sehr viel mit einem Vertrauen zu tun, dass mir die andere Person grundsätzlich wohlgesinnt ist», sagt Konstantinidou. Und Stadler fügt hinzu: «Wir hätten auch gar nicht die Zeit, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen.»

 

Liana Konstantinidou (r.) ist seit 2009 an der ZHAW und seit 2018 Co-Leiterin des ILC Institute of Language Competence. Die Forschungsschwerpunkte der Professorin für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache am Departement für Angewandte Linguistik der ZHAW sind die integrierte Lese- und Schreibförderung, die berufsspezifische Sprachförderung, Integrationspolitik und interkulturelle Erziehung. Ihre Dissertation in pädagogischer Psychologie schrieb sie an der Universität Freiburg. Ihren Master in Europäischer Kultur und Wirtschaft absolvierte Konstantinidou an der Ruhr-Universität Bochum, zudem verfügt sie über ein Germanistikstudium an der Aristoteles-Universität in Thessaloniki.

Ursula Stadler Gamsa ist seit 2009 an der ZHAW und seit 2018 Co-Leiterin des ILC Institute of Language Competence. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Primarlehrerin in Zürich und war mehrere Jahre in Bildungsprojekten im In- und Ausland tätig. Sie studierte Germanistik, Sinologie und allgemeine Sprachwissenschaft an der Universität Zürich, der Anhui-Universität in Wuhu/China und der Universität Genf.

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