Das Gehirn als Codemaschine

01.12.2020
4/2020

Ricardo Chavarriaga forscht an der ZHAW zu Gehirn-Computer-Schnittstellen. Als Leiter des Schweizer Ablegers der AI-Initiative CLAIRE will er die Beziehungen zwischen der europäischen AI-Forschendengemeinschaft und Vertretenden aus Politik und Wirtschaft stärken.

Es sind viele Menschen daran beteiligt, Technologien zu entwickeln, die das menschliche Gehirn mit Maschinen verbinden. Die Neurowissenschaft, Künstliche Intelligenz (AI) und Robotik vereinen Informatiker, Ingenieurinnen, Gesundheitsfachpersonen und andere, um Gehirnaktivitäten zu messen und zu stimulieren. Ricardo Chavarriaga möchte diese Menschen zusammenbringen, um Innovationen zu fördern, die den Menschen zugutekommen. Seit Januar 2020 forscht er am Institut für angewandte Informationstechnologie (InIT) der ZHAW School of Engineering. Bevor er an die ZHAW kam, war er Senior Researcher am Center for Neuroprosthetics an der EPFL. «Ich habe zu neuronalen Technologien und Gehirn-Computer-Schnittstellen geforscht. Seit ein paar Jahren interessiere ich mich auch dafür, wie wir diese und andere Innovationen fördern und den Kontakt zu Entscheidungsträgern aus Politik und Industrie herstellen können.»

Das Gehirn sendet Informationen an eine Maschine

«Bei der Forschung an Gehirn-Computer-Schnittstellen sollen das menschliche Gehirn und eine Maschine so miteinander interagieren, wie wir eine Computer-Maus oder einen Joystick benutzen», erklärt Chavarriaga. Das Gehirn wird mit einem technischen Gerät, zum Beispiel mit einer Prothese, verbunden, welches die User mit Informationen aus dem Nervensystem steuern können. Für Menschen mit Beeinträchtigungen bietet die Technologie viele Möglichkeiten. «Wenn eine Person sich in eine bestimmte Richtung bewegen will, nutzt eine Prothese die Informationen aus dem Hirn, entschlüsselt sie und führt dann die Bewegung aus.»

Unterstützung für Künstliche Intelligenz in Europa

Neben seiner Arbeit an der ZHAW möchte Chavarriaga sein Forschungsnetzwerk weiter ausbauen. «Die Zusammenarbeit mit Personen in klinischen, technologischen und sozialen Bereichen ist der Schlüssel, um etwas zu erschaffen, das eine Wirkung erzeugt.»

Als Leiter des Schweizer Office von CLAIRE kann er seinen Interessen nachgehen. Die 2018 gegründete Organisation fördert Europas Forschung und Innovationen in der Künstlichen Intelligenz. CLAIRE hat seinen Hauptsitz in Den Haag und betreibt Offices in vielen Ländern Europas. 2019 ergriff die ZHAW die Initiative, um auch in der Schweiz ein CLAIRE Office zu eröffnen. «Damals suchte ich nach einer Möglichkeit, um mich auf die Förderung von effizienten und vertrauenswürdigen Technologien, zum Beispiel im Bereich Künstliche Intelligenz, zu konzentrieren.» Die ZHAW entsprach daher seinem Ziel, sich an diesem Prozess mit schweizerischen und europäischen Partnern zu beteiligen und ihn zu leiten.

Ein Netzwerk aus Forschung und Industrie

Chavarriaga sieht das Profil der ZHAW als Chance, um die richtigen Menschen zu erreichen. «Ich wollte an einer Institution tätig sein, die sich auf angewandte Forschung konzentriert und Erfahrung mit industriellen Partnerschaften hat. Das sind Schlüsselfaktoren im Technologietransfer.» Er unterrichtet und forscht an der ZHAW. «Es ist mir wichtig, einen Fuss in der Forschung zu haben, um zu wissen, was dort passiert.» Dadurch könne er sowohl die technischen Hürden bei der Erforschung sowie die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger bei der Entwicklung neuer Technologien besser verstehen.

Da Chavarriaga in Lausanne lebt, war der Sprung über den «Röstigraben» eine Möglichkeit, um neue Gruppen zu erreichen. «Ich finde es interessant, auf neue Institutionen zuzugehen und verschiedene Umgebungen kennenzulernen. Ich glaube, dass wir in der Schweiz noch mehr Austausch brauchen über verschiedene Bereiche und Sprachregionen hinweg.»

Lesen Sie auch: “Science and politics: Bringing the right people together”. Ein Interview mit Ricardo Chavarriaga darüber, welchen Einfluss Künstliche Intelligenz auf die nationale Sicherheit in der Schweiz hat.

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