Die Klimarebellin

18.03.2020
1/2020

Es reicht manchmal nicht, Protestbriefe zu schreiben – zu diesem Schluss kam die ZHAW-Mitarbeiterin Christina Marchand und setzt sich mit ungewöhnlichen Methoden für die Umwelt ein.

«Es sind drastische Massnahmen erforderlich, aber selbst wir Aktiven sind oft nicht so konsequent, wie es nötig wäre.» Bereits seit zehn Jahren ist die Chemikerin Christina Marchand im Klimaschutz aktiv, aber heute ist es ihr ernster denn je. Diese absolute Lebensbedrohlichkeit des Klimawandels lasse sich leicht verdrängen, weil man sie hier wenig spüre.

Mit Protestaktionen aufrütteln

Deshalb engagiert sich die 50-Jährige seit knapp einem Jahr auch bei Extinction Rebellion. Die in Grossbritannien gegründete Bewegung hat in den grösseren Schweizer Städten Ableger und will die Gesellschaft mit Protestaktionen aufrütteln. Zum Beispiel im September 2019, als die Gruppierung in einer aufsehenerregenden Aktion in der Zürcher Innenstadt die Limmat giftgrün färbte, um auf die Dringlichkeit der Klimakrise aufmerksam zu machen. Damals stand Christina Marchand am Limmatufer, verteilte Flyer und informierte die Bevölkerung.

Auf gesellschaftlicher Ebene lösen

Die Klimarebellen fordern in erster Linie, dass die Klimakrise als dringliches Problem anerkannt wird und auf gesellschaftlicher und nicht privater Ebene gelöst werden muss. Sie schlagen vor, der Politik ein Zusatzgremium in Form einer Bürgerversammlung zur Seite zu stellen. Das dritte Ziel ist netto null Treibhausgasemissionen bis 2030. «Wir sollten alle innehalten und das Maximale für die Lösung des Problems beitragen. Ich finde es seltsam, dass angesichts der Dringlichkeit alle einfach so weitermachen wie bisher», sagt sie und lacht ein wenig ungläubig. «Viele Organisationen und Menschen versuchen seit Jahren, den Klimawandel mit Worten und gutem Beispiel zu erklären und sind damit gescheitert.»

Stromvergleichsplattform gegründet

Statt andere zu verurteilen, findet es Christina Marchand wichtig, mit gutem Beispiel voranzugehen, sei es als Privatperson oder als ganze Nation. Als Geschäftsleiterin und Gründerin der Stromvergleichsplattform  mynewenergy.ch und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der ZHAW am Institut für Innovation und Entrepreneurship kennt sie das Potenzial von neuen Technologien. Gleichzeitig gibt sie mit ihrer ruhigen, sachlichen Stimme zu bedenken, dass es Zeit braucht, bis die älteren, umweltschädlichen Energieproduktionsmethoden wie etwa Kohle verschwinden werden. An der ZHAW forscht und lehrt Christina Marchand zum Thema Startups im Energie- und Umweltbereich. Am liebsten würde sie jedoch noch mehr dazu beitragen, die Studierenden für gesellschaftliche Herausforderungen in dem Mass zu sensibilisieren, wie es die Klimakrise erfordert.

Nie gegen das Gesetz

An Protestaktionen von Extinction Rebelion nimmt sie als Privatperson teil. Ihr Hintergrund als Wissenschaftlerin hilft ihr, die Fakten fundierter zu erklären. Wie weit jede und jeder bei den Aktionen gehen möchte, ist den Einzelnen selbst überlassen. Bis jetzt ist Christina Marchand noch nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen und hat es im Moment auch nicht vor – auch weil sie Kinder im Teenageralter hat. Mit ihnen und ihrem Ehemann pflegt sie einen klimafreundlichen Lebensstil: «Wir lieben es, andere Reisen zu planen als mit dem Flugzeug und Second Hand einzukaufen. Wir tun in allen Bereich das Möglichste und geniessen trotzdem unser Leben.» Denn sie möchte heute und in Zukunft nicht zu jenen gehören, die nichts getan und die Warnsignale übersehen haben.

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