Kinderwagen abonnieren statt kaufen

23.03.2021
1/2021

Mit «Loopi» will Mirco Egloff den Markt für Kinderwagen radikal umkrempeln. Abonnieren statt kaufen ist seine Devise. Die Grundlagen für seine Geschäftsidee hat er während seines Studiums an der ZHAW gelegt.

Macht man sich über Kinderwagen Gedanken, wenn man selbst keine Kinder hat? Mirco Egloff schon. Bei Familienanlässen fiel dem ZHAW-Absolventen der Kinderwagen einer Cousine auf. Als sie ihr Kind daraus heraushob, fiel dieser um und fast auseinander. «Das war ein klappriges Gefährt», erinnert er sich. «Für mich sah das alles wenig nach Qualität oder Nachhaltigkeit aus.» So wuchs der Gedanke, diesen Umstand zu ändern. Seine Idee: Dank einem Abonnement stets den passenden Kinderwagen haben, bis das Kind raus aus dem Alter ist.

Kinderwagen, Kleider, Wickeltisch, Kinderbett: Eltern müssen in die Ausstattung für ihr Kind eine Menge investieren . «Dies belastet nicht nur das Budget, sondern auch die Umwelt», so Egloff. Und schon nach kurzer Zeit sind viele Dinge nicht mehr nutzbar, weil die Sprösslinge rausgewachsen sind. Was also tun, wenn Strampler oder Kinderwagen nicht mehr gebraucht werden? Vor allem Letztere werden je nach Modell und Bedürfnissen schnell zum Kellerhüter. Dabei sind Kinderwagen die mit Abstand teuerste Anschaffung. Glück hat, wer im Familien- oder Kollegenkreis Eltern mit kleinen Kindern hat. Man teilt, tauscht, gibt weiter. Aber auch dann stellt sich die Frage, ob das Gefährt qualitativ hochwertig genug ist, um mehrere Generationen zu überleben und den unterschiedlichen Ansprüchen zu genügen.

Sicher durchs Leben rollen 


Hier will Mirco Egloffs Startup Loopi ansetzen. Der Clou dabei: Der Kinderwagen wird als Service angeboten. Man muss ihn also nicht kaufen, sondern nutzt ihn im Abonnement. Da sich die Bedürfnisse an Kinderwagen mit der Zeit ändern, setzt Loopi auf ein modulares System, das sich den Anforderungen anpasst und das durch die Eltern personalisiert werden kann. Die Module können einzeln bestellt und zurückgegeben werden. Dank der Modularität lassen sich die Kinderwagen ausserdem gut warten. «Die Kinderwagen sollen ohne zusätzliche Kosten repariert werden können», erklärt der Unternehmensgründer. «Ausserdem können Kundinnen und Kunden Ersatzteile bestellen und einfache Reparaturen selbst durchführen.» Kinderwagen sind erst der Anfang: «Das Ziel ist, auch die ganze Peripherie – beispielsweise Babywannen, Wickeltische, Kindersitze und Wiegen – aus einer Hand zu offerieren», so Mirco Egloff.

«Wir können es uns nicht leisten auf Politik und Wirtschaft zu warten. Wir müssen die Änderungen selber herbeiführen.»

Mirco Egloff


Lektionen zur Kreislaufwirtschaft haben den Startup-Gründer Mirco Egloff schon während seines Studiums in Energie- und Umwelttechnik an der ZHAW School of Engineering besonders interessiert. Die Wahl fiel auf dieses Studienfach, weil er mit seiner Arbeit einen positiven Einfluss auf die Zukunft haben wollte. «Wir können es uns nicht leisten auf Politik und Wirtschaft zu warten», erklärt er. «Wir müssen die Änderungen selber herbeiführen.» Zwar hatte er das Gefühl, als Einzelperson wenig ausrichten zu können. Mit der Gründung seines Unternehmens sieht er Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen. Die Werkzeuge dafür lieferte ihm das Studium. «Ich habe meinen Schwerpunkt auf die nachhaltige Entwicklung gelegt», sagt der Absolvent. «Neben Innovationsmanagement und Geschäftsmodellentwicklung haben mich besonders Lektionen zur Kreislaufwirtschaft angesprochen.» Dieses Wissen vertiefte er im Anschluss im Teilzeit-Masterstudium, lernte dort Innovation Design Principles und Entrepreneurship kennen.

Dank Survival Kit zum Startup 


Während seines Masterstudiums sammelte er praktische Erfahrungen bei der ewz mit der Plattform Asset Innovation. Als sogenannter Technologiescout sollte er die Plattform weiterentwickeln und neue Technologien in Pilotprojekten implementieren. Zu dieser Zeit wurde er auf das Programm Future.preneurship aufmerksam, bei dem die School of Engineering Hochschulpartner ist. «Es bietet ein Survival Kit an, das Organisations-, Kreativitäts-, und Selbstfindungsmethoden genauso umfasst wie Networkinganlässe oder Konfliktmanagement», sagt Mirco Egloff. Dabei hatte er die Kinderwagen immer im Hinterkopf: So entwickelte er eine Geschäftsidee für die Produktion und den Vertrieb nachhaltiger Kinderwagen. «Future.preneurship hat mich ernsthaft über das Projekt nachdenken lassen – ich hatte ja nun ein Netzwerk und wusste, wen ich ansprechen muss.» Richtig ernst machte er, als er seine Idee beim Startup Campus vorstellte und positives Feedback für seine Idee bekam.

Kein finanzielles Risiko für Eltern

Mit Loopi implementiert Mirco Egloff neue Ideen im Markt für Kinderwagen. Die Kinderwagen sollen an zentralen Standorten, beispielsweisen Bahnhöfen, verfügbar sein. Dort können sie Kundinnen und Kunden ausprobieren, Module austauschen oder die Gefährte sogar für kurzfristige Freizeitaktivitäten nutzen. «Eltern gehen damit kein finanzielles Risiko mehr ein», sagt der Absolvent. «Sie haben alle Möglichkeiten, den Kinderwagen anzupassen, und bezahlen nur, was sie wirklich benötigen.» Er will mit seinem Projekt zeigen, dass Umweltverträglichkeit mit Wirtschaftlichkeit einhergehen kann. «Mit dem Abonnement ist Loopi nicht von der Verkaufsmarge abhängig», erklärt Mirco Egloff. «Da der Gewinn so über eine lange Periode erzielt wird, ist unsere Motivation, ein möglichst langlebiges und effizientes Produkt herzustellen.» Dadurch ergibt sich auch mehr Flexibilität bei den Produktionskosten, um lokale Hersteller und Zulieferer zu integrieren. Damit werden Transportstrecken minimiert und die Wertschöpfungskette gestärkt. Zusätzlich können mit dem Produkt-als-Service-Modell Arbeitsplätze in der Schweiz geschaffen beziehungsweise gesichert werden. Mit dem neuen Geschäftsmodell wird es möglich, gesellschaftlich und umweltorientiert zu agieren und gleichzeitig wirtschaftlich zu sein.

Auf der Zielgeraden


Mirco Egloff und seine Kolleginnen und Kollegen sind auf der Zielgeraden. Loopi befindet sich in der Produktentwicklungsphase – 3D-Modelle und Animationen stehen. «Derzeit holen wir die letzten Feedbacks von potenziellen Nutzerinnen und Nutzern ein», erklärt der Unternehmensgründer. «Innerhalb der nächsten zwei Monate werden erste physische Anschauungsmodelle gefertigt.» Im Sommer dieses Jahres soll der erste physische Prototyp für Eltern zum Testen bereitstehen. Bis dahin will sich Loopi auch über ein Crowdfunding finanziert haben. Dabei erhält das Startup Unterstützung vom PurposeLab, das darauf spezialisiert ist eine sogenannte Purpose-Community aufzubauen. «Das Crowdfunding kann man dann in diesem Frühling unterstützen», sagt Mirco Egloff.

Future.preneurship


Seit fast drei Jahren bietet Future.preneurship Jobs und Weiterbildungen im Bereich New Work Cultures an und hat über 250 Talenten erfolgreich den Einstieg in diese Arbeitswelt ermöglicht. Als Spin-off des Impact Hubs Zürich ist Future.preneurship stark in der Schweizerischen Startup- und Innovatorenszene verwurzelt. Mit ihren etablierten Matching-Programmen verknüpfen sie sinnorientierte Menschen mit Unternehmen aus der Innovationsszene. Zudem etablieren sie durch ihre Weiterbildungen die Werte von New Work in der schweizerischen Arbeitswelt. Die School of Engineering ist einer der Hochschulpartner der Initiative. Jedes Jahr nehmen einige ZHAW-Studierende am Programm teil.

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