Sag mir, wo die Frauen sind?

03.12.2019
4/2019

Wie werden Smart Cities frauenfreundlicher? Ein Virtual-Reality-­Game des IAM MediaLab soll helfen.

Städte sind nur so smart wie ihre (Software-)Entwickler – und das sind mehrheitlich Männer. Um genderübergreifendes kreatives Potenzial für die Städteentwicklung nutzen zu können, wird im IAM MediaLab ein Virtual-Reality-Game entwickelt, das weltweit Frauen zur Mitgestaltung und -programmierung von Smart Cities einlädt.

Smart Cities heissen deshalb smart, weil sie selbst lernen – zum Beispiel bei der künstlich intelligenten Steuerung von Verkehrsflüssen oder Quartierentwicklungen. Diese Steuerung beruht auf Algorithmen, Daten und Programmen. Zurzeit sind aber neun von zehn Menschen, die solche Programme entwickeln und Städte planen, Männer. Dabei kommen die Bedürfnisse, Erwartungen und Ideen von Frauen zu kurz: Es entstehen Städte von Männern für Männer.

Den Gender-Data-Gap überwinden

Doch wie kommt es dazu? Laut Professorin Aleksandra Gnach, Co-Leiterin des Forschungs- und Arbeitsschwerpunkts Medienlinguistik am IAM Institut für Angewandte Medienwissenschaft, wegen einer einseitigen Datengrundlage. Caroline Criado Perez, britische Journalistin und feministische Aktivistin, zeigt in ihrem Buch «Invisible Women: Data Bias in a World Designed for Men», dass dieses Ausklammern der Frauen Teil eines grösseren Problems ist: des Gender-Data-Gap. Daten, die über alle gesellschaftlichen Bereiche erhoben werden, widerspiegeln typischerweise die Erfahrungen von Männern, nicht von Frauen.

Solche Daten bilden aber die Grundlage für die weitere Forschung und für künftige Entwicklungen. Sie werden von Algorithmen reproduziert, was ihre Einseitigkeit verstärkt, wie Professor Daniel

Perrin, Direktor des Departements Angewandte Linguistik, aufgezeigt hat. «Beispiele wie Ada Lovelace und Mariéme Jamme machen deutlich, wie wichtig es ist, dass Frauen schon hier mitwirken, beim Schreiben der Algorithmen, nach denen sich die selbstlernenden Systeme entwicken.» Gnach bilanziert: «Wir wissen heute: Je stärker wir die gesamte Stadtbevölkerung, also Männer und Frauen, in die Entwicklung einbinden, desto besser gelingt sie.»

Auftakt mit koreanischen Ewha Womans University in Seoul

Deshalb hat das Team die Initiative ergriffen, mit der koreanischen Ewha Womans University in Seoul ein Projekt zu starten, das weltweit Frauen stärker in die Planung und Entwicklung von Smart Cities einbezieht – und zwar mit einem Virtual-Reality-­Game. Am diesjährigen Städtefestival «Zurich meets Seoul» (siehe Box) hat Gnach die Idee des Spiels namens «Women and the City» vorgestellt und die Interak­tion mit dem Publikum genutzt, um kulturübergreifende Narrative für das Spiel zu entwickeln.

Auf Basis der Ergebnisse des Austauschs in Seoul wird das IAM Media­Lab ein Innosuisse-Projekt einreichen mit Praxispartnern aus Seoul, Winterthur und Zürich.

Zum Projekt «Zurich meets your city»

Bereits zum fünften Mal wurde das Städtefestival «Zurich meets Seoul» durchgeführt, das Zürich mit inspirierenden Metropolen der Welt vernetzt. Dieses Jahr fand es Anfang Oktober in Seoul in Südkorea statt. Das Festival wird von Stadt und Kanton Zürich sowie Zürich Tourismus veranstaltet, in Kooperation mit der ETH Zürich, der Universität Zürich, der ZHAW, der ZHdK und der Stadt Winterthur. Ziel ist, Kunst und Kultur mit Wissenschaft und Technik zu verbinden. Die ZHAW war am Städtefestival mit verschiedenen Projekten präsent, unter anderem mit dem Virtual-­Reality-Game, das Frauen in die Gestaltung von «Smart Cities» weltweit und kulturüber­greifend einbinden soll.

ZHAW International Day: cross-cultural communication and cooperation

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