Warum Maschinen manches besser können als Menschen

03.12.2019
4/2019

«Ist Künstliche Intelligenz wirklich intelligent?» Dieser Frage hat sich kürzlich die Kinderuniversität Winterthur gewidmet. Sie erfülle einzelne, klar definierte Aufgaben, erklärte ZHAW-Professor Mark Cieliebak.

«Willst du mit mir Tabu spielen?», fragt der Roboter, auf den an diesem Nachmittag rund 300 Augenpaare gerichtet sind. Das Mädchen, das ihm gegenübersteht, bejaht. Es zieht eine Spielkarte und beginnt, den Begriff «Kissen» zu umschreiben. «Es ist weiss», sagt es.

«Okay, lass mich kurz überlegen», erwidert der Computer. «Ist es ein Volleyball?», will er wissen und liegt erst mal falsch. «Man findet es auf dem Sofa», erklärt das Mädchen weiter, und nach kurzer Zeit nennt der Roboter die korrekte Antwort. «Wir sind ein super Team», sagt er. Sein Ausdruck bleibt dabei maskenhaft. Nur seine Lippen bewegen sich. Das Publikum ist fasziniert.


«Wir haben dem Computer beigebracht, mit uns zu sprechen», sagt Mark Cieliebak, Professor an der School of Engineering. Er entfernt das «Gesicht» des Roboters und erwähnt, dass darauf mit einem Beamer Bilder projiziert werden. Er verweist zudem auf die Kamera, dank der die Maschine erkennt, ob jemand vor ihr steht. Wendet sich ihr Gegenüber ab, fragt sie sofort: «Wohin gehst du?»

Die Demonstration des humanoiden Roboters ist der Höhepunkt der Vorlesung über Künstliche Intelligenz, die im Rahmen der Kinderuniversität stattfindet. Im grossen Hörsaal im Laborgebäude erfahren Mädchen und Buben, dass heutige Computer 143 Billiarden Operationen pro Sekunde ausführen können. 1960 waren es noch 500’000. Sie lernen, wie Maschinen Bilder erkennen und weshalb sie besser Schach spielen als Menschen. ZHAW-Dozent Cieliebak weist sie aber auch auf mögliche Gefahren hin. «Man kann euch beim Schule-Schwänzen erwischen», sagt er. «Dann nämlich, wenn ihr eigentlich im Unterricht sein müsstet, aber an einem anderen Ort von einer Kamera aufgenommen werdet.»

Wie sie ein selbstfahrendes Auto für den Fall programmieren würden, dass es nicht mehr bremsen kann.

Die Kinder haben viele Fragen und strecken immer wieder auf.

«Wir sind ein super Team», sagt der Roboter, nachdem er den Begriff beim Tabu erraten hat.

Engagiert diskutieren die Kinder mit.

Die Kinder möchten unter anderem wissen, ob KI intelligenter sei als der Mensch, wo KI noch nicht so gut funktioniere und ob uns Roboter dereinst ersetzen würden.

Er konfrontiert die Viert- bis Sechstklässler zudem mit einem moralischen Dilemma. Sie müssen sich überlegen, wie sie ein selbstfahrendes Auto für den Fall programmieren würden, dass es nicht mehr bremsen kann. Soll es in ein anderes Fahrzeug mit einer Seniorin am Steuer prallen? Oder ausweichen und ein Kind auf dem Fussgängerstreifen anfahren? «Es sollte die ältere Person treffen», sagt jemand. «Und wenn es deine Grossmutter wäre?», erwidert Cieliebak. Engagiert diskutieren die Kinder mit. Sie haben viele Fragen und strecken immer wieder auf. 
Sie möchten unter anderem wissen, ob KI intelligenter sei als der Mensch, wo KI noch nicht so gut funktioniere und ob uns Roboter dereinst ersetzen würden. «Es braucht Menschen, welche Computer programmieren», sagt KI-Spezialist Cieliebak. Roboter erfüllten genau umrissene Aufgaben. Es gebe keine KI, die alles könne.

Als die Vorlesung nach 75 Minuten endet, strömen viele Kinder nach vorne. Sie möchten mit dem humanoiden Roboter noch eine Runde Tabu spielen.

«Ich habe viel Neues erfahren. Ich finde es interessant, dass ein Computer so schnell rechnen und laufend neue Sachen lernen kann. Künstliche Intelligenz kann dem Menschen sicher helfen. Wenn Roboter reden, finde ich das aber auch etwas gruselig.»

Annik Rohrbach, 10 Jahre, Winterthur

«Es ist beeindruckend, dass Computer besser Schach spielen können als Menschen. In 100 Jahren können sie wahrscheinlich das Gleiche wie wir. Ich fände es aber komisch, wenn statt Menschen nur noch Roboter eingesetzt würden.»

Nils Forster, 10 Jahre, Winterthur

«Es ist toll, dass ein Roboter Tabu spielen kann. Das gefällt mir. Roboter können dem Menschen auch Arbeit abnehmen. Das wird uns helfen. Das Thema (((Künstliche Intelligenz))) ist kompliziert, aber ich bin gut drausgekommen.»

Daliah Kuper, 10 Jahre, Winterthur

«Mein Bruder beschäftigt sich gerne mit Mathematik und Robotik. Daher weiss ich auch schon einiges darüber. Ich hätte nicht gedacht, dass Computer so schnell rechnen können. Roboter sollten nicht schlauer werden als wir. Das wäre gefährlich.»

Nils Müller, 9 Jahre, Winterthur

Kinderuniversität Winterthur

Die Kinderuniversität richtet sich an Kinder der 4. bis zur 6. Primarklasse und deckt naturwissenschaftliche sowie technische Themen ab. Sie wird von der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Winterthur (NGW) organisiert und von der Stadt Winterthur, der Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT) sowie der ZHAW School of Engineering unterstützt. Die Vorlesungen finden jeweils ab den Herbstferien bis Ende Jahr statt. «Mehr über Computer und Künstliche Intelligenz zu erfahren, war ein lang gehegter Wunsch der Kinder», sagt Elisabeth Dumont, Vorstandmitglied der NGW und Physik-Dozentin an der ZHAW.

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