Assistent Pepper fehlt der letzte Schliff
Als Empfangsdame, Dienstbote oder Sicherheitsdienst könnten humanoide Roboter künftig das Facility Management unterstützen. Die Forschung an der ZHAW zeigt aber, dass die Systeme in der Praxis noch nicht ganz einsatzbereit sind.
«Hallo Pepper», sagt Daniel von Felten, «how are you today?» Pepper guckt von Felten mit grossen Augen an, blinkt in Rot und Blau, bewegt Kopf und Finger und sagt – nichts. Der Forscher am Institut für Facility Management (IFM) bricht nach einer Weile ab und zuckt etwas enttäuscht mit den Schultern. «Das System ist noch nicht so stabil, wie wir es gerne hätten», erklärt er. Der rund 1,20 Meter grosse Pepper und sein Kollege Nao, der von den Massen her eher mit einer Puppe vergleichbar ist, haben an der ZHAW in Wädenswil ein neues Zuhause gefunden. Daniel von Felten hat mit seinem Team die «Cyber Physical Systems» erforscht – frei übersetzt: die vernetzten Systeme mit einem Körper. Das Team hat untersucht, wie ausgereift die beiden humanoiden Roboter sind und welchen Mehrwert sie im Arbeitsalltag der Facility Manager bieten können.
Pepper wirkt herzlich
Während Nao und Pepper im Innern – also in Bezug auf die Software – recht ähnlich aufgebaut sind, unterscheiden sich ihre Körper stark. Von Felten sieht eher im grösseren Pepper eine Zukunft im Facility Management. Dieser ist mit einem Sockel anstelle von beweglichen Beinen stabiler. Pepper könnte schon in fünf bis zehn Jahren als menschenähnlicher Assistent im Facility Management zum Einsatz kommen, wenn er zusätzlich mit Greifarmen und Raupensockel (um Schwellen zu überwinden) ausgestattet würde. Weil das System noch zu wenig stabil ist, hat man diese technischen Details aus Sicherheitsgründen noch nicht umgesetzt.
Beispiele für mögliche Einsätze in naher Zukunft sind:
Concierge-Service:
Pepper könnte am Eingang stehen, Besuchern erste Informationen über ein Gebäude liefern und z.B. Sitzungszimmer buchen. Auch dass er den Besucher in Empfang nimmt und ihn zum gewünschten Ort führt, ist denkbar.
Kleine Botengänge:
Pepper könnte Kaffee oder ein Tablett mit dem Mittagsmenü bringen, in der Kantine Essen schöpfen oder abends den Müll wegbringen.
Rundgänge zur Überwachung eines Gebäudes:
Dank Gesichtserkennung wüsste der Roboter, welche Personen in einem Immobilienkomplex üblicherweise anzutreffen sind. Unbekannte Personen könnte er ansprechen, via Kamera und Mikrofon könnte auch eine Telefonverbindung zur Zentrale hergestellt werden.
In Japan ist Pepper bereits vielerorts im Einsatz. Das liegt einerseits an der hohen Akzeptanz, andererseits aber auch am ausgereifteren «Service Eco System» für Pepper und Nao. In Japan werden die neuen Applikationen für Pepper ähnlich wie in einem App Store auf dem Smartphone für alle zum Download zur Verfügung gestellt. So gibt es sehr viele Apps für verschiedenste Anwendungen und es kommen laufend neue dazu. «In Europa ist man meist an einen Softwareentwickler gebunden und bezieht alle Anwendungen darüber. Es besteht noch kein offener Austausch», sagt von Felten.
Emotionaler Mehrwert
Die Forscher kamen zum Schluss, dass die humanoiden Roboter in Europa noch nicht weit genug sind, um in heute bestehende Arbeitsprozesse einbezogen zu werden. Der heutige Mehrwert im Vergleich zu anderen technischen Hilfsmitteln, welche auch in der Lage sind, Sprache zu verstehen und zu kommunizieren (Tablet, PC, Handy), ist, dass humanoide Roboter wie Pepper und Nao menschenähnlich sind und wir sie so sehr schnell ins Herz schliessen: «Pepper schaut einen beim Sprechen mit den grossen Augen an, macht Gesten dazu, das wirkt schon sehr herzlich und süss. So macht die Kommunikation mehr Spass als mit einem Tablet oder Handy», sagt Daniel von Felten. Aus der Forschung weiss man, dass solche emotionalen Erlebnisse wichtige Mehrwerte im Serviceprozess darstellen. «Aber wenn wir es aus der Perspektive der technischen Funktionalität betrachten, wäre es zurzeit zielführender, am Eingang ein Tablet zu platzieren.»
Studierende lernen Roboter kennen
Am IFM werden Nao und Pepper in der nächsten Zeit dennoch vor allem in den Seminaren und Vorlesungen eingesetzt: Die Studierenden sollen ein Gefühl dafür bekommen, wie die Zusammenarbeit mit Robotern funktionieren kann, das System im Roboter kennenlernen und versuchen, es nutzbringend einzusetzen.
Daniel von Felten versucht derweil, noch einmal mit Pepper in Kontakt zu treten: «Hallo Pepper, how are you?» Jetzt blinken die Augen grün und Pepper sagt mit einer hellen, freundlichen Stimme: «I’m supergood, thank you. You look great today!»
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