«Das Vertrauen des Staates ins Volk ist hier sehr hoch»

22.09.2020
3/2020

Isfahan‒Winterthur: Die 28-jährige Maryam Rezayati aus Iran forscht an der ZHAW für ihre Doktorarbeit zur Interaktion zwischen Mensch und Roboter.

Es ist so ruhig hier in Winterthur. Am Wochenende kann man wenig unternehmen, es sei denn, man treibt Sport. Das ist etwas langweilig. Ich habe in Isfahan studiert. In der Stadt mit fast zwei Millionen Einwohnern ist immer was los, viele treffen sich in den Parks, es wird geredet und gespielt. Natürlich bin ich mir bewusst, dass diese Ruhe auch mit der Corona-Situation zu tun hat. Es hat mich sehr beeindruckt, wie schnell die Schweiz die Situation diesen Frühling wieder in den Griff bekommen hat. Das Vertrauen des Staates in die Bevölkerung ist sehr hoch hier, habe ich erfahren: Der Staat warnt, aber vertraut den Menschen – und die Menschen halten sich an die Empfehlungen.

Seit sechs Monaten in der Schweiz

Seit sechs Monaten bin ich hier in der Schweiz, ich nehme an einem Doktoratsprogramm der ZHAW und der Universität Zürich in Data Science teil, das insgesamt vier Jahre dauert. Dazu gekommen bin ich über eine Ausschreibung an der Universität von Isfahan, mit der die School of Engineering Kooperationen pflegt. Ich bin nun an der School of Engineering am Institut für Mechatronische Systeme der School of Engineering angestellt. In Winterthur teile ich eine Wohnung mit Freunden, die das gleiche Programm absolvieren.

Studiert habe ich in Iran: Meinen Bachelor habe ich an der technischen Universität von Hamadan absolviert, den Master dann an der Universität von Isfahan. Meine Forschungsarbeiten handelten vom Einsatz von Robotern in der Medizinaltechnik. Meine Faszination für Robotik hat ein Lehrer am naturwissenschaftlichen Gymnasium in Ilam in Iran geweckt. Das änderte damals alles für mich. Mich fasziniert, wie der Mensch durch Roboter unterstützt werden kann.

Sicherheit des Menschen im Fokus

In meinem Doktorat geht es nun um den Einsatz von Robotern in der Industrie. In Zukunft werden Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Roboter enorme Möglichkeiten eröffnen. In meinem Projekt geht es darum, die Sicherheit des Menschen zu gewährleisten, wenn er mit Robotern zusammenarbeitet, die von Künstlicher Intelligenz gesteuert werden. Und es geht darum, die menschlichen Fähigkeiten zu digitalisieren, um die Interaktion zwischen Mensch und Roboter in smarten Fabriken zu vereinfachen.

Schon viel gereist

Mein Ziel ist, später als Professorin weiterzuforschen und zu lehren. Das kann überall auf der Welt sein, wo sich mir eine Möglichkeit bietet. Ich bin es ja gewohnt, zu wandern und mich an neuen Orten einzugewöhnen, schon seit meiner Zeit als Gymnasiastin: Von Ilam im Westen von Iran bin ich für meinen Bachelor 350 Kilometer weiter östlich nach Hamadan gereist. Und dann habe ich für mein Masterstudium im 450 Kilometer entfernten Isfahan gelebt. Und nun hat es mich für mein Doktorat ins 4000 Kilometer entfernte Winterthur gezogen.

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