«Der Mensch in der Arbeitswelt 4.0»

20.09.2022
3/2022

Die Selbstführung nimmt zu und die Arbeitszufriedenheit auch. Auf der anderen Seite fällt es zunehmend schwerer, sich im Homeoffice von der Arbeit abzugrenzen. Arbeitstempo und Arbeitsbelastung steigen. Das sind einige markante Eckpunkte aus der IAP-Studienreihe «Der Mensch in der Arbeitswelt 4.0».

Die Digitalisierung prägt die Art, wie und wo wir arbeiten und zusammenarbeiten. Wie empfinden da Fach- und Führungskräfte die zunehmende Flexibilisierung der Arbeitswelt, in der Mitarbeitende gefordert sind, mit Veränderungen umzugehen, sich kontinuierlich neue Kompetenzen anzueignen und sich vermehrt selbst zu führen? Jährliche Trendstudien des IAP Institut für Angewandte Psychologie der ZHAW sollen Antworten geben. Was verändert sich über die Jahre, was bleibt konstant? Im Fokus steht der Mensch in der Arbeitswelt 4.0. Befragt wurden seit 2017 jeweils über 600 Fach- und Führungspersonen in der Schweiz aus verschiedenen Branchen. Derzeit wird die 6. Studie ausgewertet. Das Thema: Wie sich das Lernen in der Arbeitswelt 4.0 verändert. Hier einige ausgewählte Ergebnisse aus der Studienreihe.

Organisationen beschäftigen sich mit vielfältigen Themen im Kontext von Digitalisierung. Dazu gehören mobil-flexible Arbeitsformen (85%), Digitalisierung von Prozessen (77%), digitale Kommunikation (70%) und neue Büroraumkonzepte (47%). Gegenüber der Befragung von 2017 werden agile Arbeitsformen, KI und Robotik sowie neue Führungsformen häufiger genannt. Die Mehrheit der Befragten empfindet die durch die Digitalisierung verursachten Veränderungen als positiv. Die Arbeit wird als vielfältiger und autonomer erlebt. Selbststeuerung und Selbstorganisation in Teams werden positiv bewertet.

Im Homeoffice leidet vor allem die Kommunikation im Team, aber auch mit den Vorgesetzten sowie den Kundinnen und Kunden. Bei fast der Hälfte wirkt sich die Arbeit im Homeoffice positiv auf die Arbeitszufriedenheit aus. Aber fast ebenso hoch ist der Anteil derer, die bekunden, mehr Mühe damit zu haben, sich von der Arbeit abzugrenzen.

Für einen erfolgreichen digitalen Wandel

Mit 94 Prozent benennt eine deutliche Mehrheit der Befragten die Offenheit für Veränderungen als bedeutendste Kompetenz, gefolgt von kontinuierlicher Lernbereitschaft, mehr Selbstinitiative und Selbstverantwortung, guter Einschätzung persönlicher Ressourcen und Umgang mit Unsicherheit.

Digitalisierung führt zu mehr Selbstführung, dem stimmen 90% aller Befragten eher zu. Führung erfolgt vermehrt über räumliche Distanz (90%) und über digitale Kanäle (81%). 62% finden, dass partizipativer geführt wird. Trotz der Tendenz zu mehr Selbstführung und Selbstorganisation sagen 68%, dass ihre Führungsarbeit eher zugenommen habe. Veränderungsorientierte Führung bleibt wichtig (76%), beziehungsorientierte Führung (64%) und Orientierung an Selbstführung (82%) werden gegenüber der Befragung von 2017 als wichtiger eingeschätzt. Die zunehmende Autonomie wirkt befreiend, wird jedoch gleichzeitig als fordernd erlebt. Fach- und Führungskräfte berichten zunehmend von einem Anstieg des Arbeitstempos und der subjektiv wahrgenommenen Arbeitsbelastung.

Strategien, die beim Umgang mit zunehmender Digitalisierung helfen

Eine deutliche Mehrheit (87 Prozent) nannte als Strategie ein optimiertes Arbeits- und Zeitmanagement und die Eingrenzung des persönlichen Arbeitseinsatzes, um die Auswirkungen des digitalen Wandels bewältigen zu können. Als wesentlich empfinden die Befragten, eine bewusste innere Distanz zum Job und der Organisation zu pflegen sowie Arbeiten delegieren zu können. Die Ablehnung von Zusatzaufgaben, der Verzicht auf nächste Karriereschritte oder die Verhandlung von Zielvorgaben stellen für die Teilnehmenden keine erfolgsversprechende Strategie dar. Fach- und Führungskräfte erholen sich am besten von den Anforderungen der digitalen Welt, indem sie Zeit mit Familien und Freunden (98%) verbringen, Hobbys ausüben, ausreichend schlafen und sportlich aktiv sind. Interessant ist auch, dass bereits mehr als 70% der Befragten Entspannungsübungen praktizieren.

 

Quelle: IAP-Studien 2017 und 2021 «Der Mensch in der Arbeitswelt 4.0»

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