Ein längeres Leben für Mobiltelefone
Die meisten Schweizerinnen und Schweizer kaufen alle drei Jahre ein neues Smartphone. Ein Forschungsteam untersucht, was Menschen zu einer längeren Nutzung oder einer Reparatur bewegen kann. Hier die wichtigsten Ergebnisse.
Maximal drei Jahre nutzen wir durchschnittlich unser Mobiltelefon. Danach kaufen wir ein neues, obwohl das alte oft noch funktionsfähig oder reparierbar wäre. Dieser Verschleiss führt zu einer hohen Umweltbelastung: Die Produktion von digitalen Geräten benötigt viel Energie und wertvolle Rohstoffe. In jedem elektronischen Gerät sind über 60 verschiedene chemische Elemente des Periodensystems enthalten – darunter seltene Metalle wie Gold, Indium oder Palladium. Der Abbau dieser Materialien hat schwerwiegende Folgen für die Umwelt und die menschliche Gesundheit.
Mit dem Forschungsprojekt «Lifesaving – Lebensdauerverlängerung von Mobilgeräten» soll der Fussabdruck von Smartphones und anderen internetfähigen Geräten reduziert werden. Weil die Herstellung weitaus die grösste Belastung verursacht, ist eine möglichst lange Nutzung der wichtigste Ansatzpunkt. Im Projekt, das vom Schweizerischen Nationalfonds im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms «Nachhaltige Wirtschaft» (NFP 73) gefördert wird, arbeiten diverse Institute der ZHAW mit dem Institut für Informatik der Universität Zürich zusammen. Nun liegt ein Teilbericht vor.
Umweltschäden wenig bekannt
Ende 2020 haben die Forschenden eine Befragung von gut 1400 Personen durchgeführt, um mehr über Verhaltensweisen, die Motivation dahinter und den Wissensstand zu erfahren. Dabei zeigte sich, dass viele Ersatzkäufe nicht zwingend sind. Je rund ein Viertel der Befragten gab an, dass sie ein besseres Modell wünschten oder das alte, defekte Gerät nicht reparieren wollten.
«Das Problem liegt bei unserer Konsummentalität», sagt Gregor Waller, Leiter der Teilstudie. Eine höhere Transparenz bezüglich Umweltauswirkungen könnte dieses Verhalten verbessern, glaubt der Co-Leiter der Fachgruppe Medienpsychologie. «Verkäufer sollten CO2-Emissionen eines Neukaufs neben dem Preis ausweisen müssen, am besten gekoppelt mit dem Vergleich eines Secondhand-Geräts.» Handlungsbedarf sieht Waller aber auch andernorts: Händler sollten niederschwellig Reparaturen anbieten, auch für weniger verbreitete Marken.
Schätze ruhen in Schubladen
Konsterniert ist der Studienleiter zudem über die Entsorgungsgewohnheiten der Befragten. Fast die Hälfte gab nämlich an, dass sie ihr altes Gerät zu Hause aufbewahren. «In Schweizer Haushalten liegt ein riesiger Schatz begraben», stellt Waller fest. Würden die Geräte zurück in den Kreislauf gebracht und aufbereitet, könnten etliche weiterverwendet oder die Rohstoffe zurückgewonnen werden. Rund die Hälfte nannte persönliche Daten als Grund für das Behalten.
Anscheinend wissen viele noch nicht, dass bei neueren Geräten die Daten standardmässig verschlüsselt gespeichert werden und so nach dem Zurücksetzen nicht mehr zugänglich sind. Dies müsste verstärkt kommuniziert werden, findet der Forscher. Zudem brauche es Anreize, damit mehr Geräte zurückgegeben werden – entweder mit einem kleinen Entgelt oder einem Rabatt auf den Neukauf.
Zufrieden mit Secondhand-Geräten
Im Rahmen eines weiteren Teilprojekts der NFP-Studie untersuchte das ZHAW-Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen zudem Kaufentscheidungen mit einem fiktiven Online-Shop für wiederaufbereitete Smartphones. Dieses sollte darüber Aufschluss geben, wie man die Kundschaft am ehesten zum Kauf von gebrauchten Telefonen bringt. Die Befragung von Wallers Team hat nämlich auch gezeigt, dass die überwiegende Mehrheit derjenigen, die Gebrauchtgeräte nutzen, damit zufrieden ist. Verkaufsstellen sollten deshalb motiviert werden, auch Abo-Verträge mit Secondhand-Telefonen anzubieten.
Längere Garantien und ausgeweiteter Software-Support würden die Attraktivität der Geräte ebenfalls steigern, ist Gregor Waller überzeugt: «Wenn die Anstrengungen der Anbieter nicht reichen, muss wohl die Politik Vorgaben für die ganze Branche machen.»
So hält das Smartphone länger
Die beiden grössten Schwachpunkte bei Mobiltelefonen sind der Akku und das Display. Bei den meisten neueren Geräten kann das Display repariert und der Akku ersetzt werden. Hier ein paar Tipps, um die Lebensdauer zu verlängern und die Geräte im Kreislauf zu halten:
- Eine Schutzfolie auf dem Display sowie eine Hülle am Telefon helfen, Schäden zu vermeiden.
- Ausgediente Geräte verschenken oder verkaufen.
- Überhitzung vermeiden.
- Der optimale Ladebereich von Lithium-Ionen-Akkus liegt bei 50 Prozent. Deshalb: Wenn möglich nicht unter 20 Prozent fallen lassen und nicht über 80 Prozent laden – am besten bei einer Temperatur zwischen 15 und 35 Grad Celsius.
- Schnell-Ladegeräte nur verwenden, wenn’s wirklich pressiert.
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