Ein «Praxislabor» für kreislauffähiges Bauen und Wohnen

21.09.2021
3/2021

Im neuen KREIS-Haus in Feldbach ZH erleben Interessierte, wie klimaneutrale Kreislaufwirtschaft im Bau- und Wohnbereich funktioniert und werden gleichzeitig Teil eines ZHAW-Forschungsprojekts. Von den Baumaterialien bis zum Abwasser für den Dachgarten – alles funktioniert nach dem Kreislauf-Prinzip.

Der Gebäudesektor ist für mehr als 40 Prozent des weltweiten Ressourcen- und Energie­verbrauchs verantwortlich. Entsprechend gross ist das Potenzial zur Steigerung der Ener­gie- und Ressourceneffizienz bei Gebäuden. Im schweizweit einzigartigen KREIS-Haus (KREIS steht für Klima und Ressourcen-Effizientes Suffizienz-Haus) in Feldbach am Zürichsee wird umweltschonende Kreislaufwirtschaft erforscht und erlebbar gemacht.

Angewandte Forschung im Gebäude

Interessierte können das KREIS-Haus nicht nur besichtigen, sondern auch darin übernachten. Dadurch erfahren sie zum einen direkt, wie es sich in einem kreislaufwirtschaftlichen Gebäude lebt, zum andern werden sie gleichzeitig auch Teil eines Forschungsprojekts des ZHAW-Instituts für Umwelt und Natürliche Ressourcen. In diesem wird untersucht, wie sich das KREIS-Haus im Alltag bewährt. In Interaktion mit den Nutzerinnen und Nutzern können die Anwendungen getestet und verbessert werden. Ziel des Forschungsprojekts ist die Schaffung eines Wohnalltags, der das Klima und die Umwelt schont.

«1001 Kreislauf» – Geschichten rund um Techniken und Materialien

Initiiert und konzipiert wurde das Projekt von Devi Bühler, ZHAW-Umweltingenieurin sowie Präsidentin des Vereins Synergy Village. Sie leitet das von über 40 weiteren Partnerinnen und Sponsoren unterstützte Kooperationsprojekt zwischen der ZHAW als Forschungspartnerin und dem Verein Synergy Village als Umsetzungspartner. «Wir haben versucht, das Prinzip der Kreislaufwirtschaft bis ins Detail und auf kleinstem Raum umzusetzen», erläutert Devi Bühler. «Damit möchten wir im KREIS-Haus als ‹Praxislabor› sowohl praktische als auch wissenschaftliche Erkenntnisse sammeln, um das nachhaltige und kreislauffähige Bauen breitflächig zu fördern.»  

Trockentoilette spart Wasser und liefert Nährstoffe

Das KREIS-Haus, welches auf dem Grundstück des Vereins Synergy Village errichtet wurde, besteht aus einer voll ausgebauten kleinen Wohneinheit mit Wintergarten. In der Kreislaufwirtschaft werden Abfallstoffe wieder zu Wertstoffen. Durch dieses zweite oder dritte Leben erhält jeder Stoff seinen individuellen Lebensweg. Für den Bau wurden Naturbaustoffe wie Lehm, Kalk und Holz verwendet, aber auch langlebige, rezyklierte und wiederverwendete Materialien. Zum Beispiel besteht ein Fussboden aus rezyklierten Glasscherben oder sind die Fenster wiederverwendet von einem Abbruch. Die Trockentrenntoilette in einem geschlossenen Kreislaufsystem spart Wasser und ermöglicht die Rückgewinnung von Nährstoffen, die nach der Aufbereitung mittels speziellem Verfahren im Dachgarten als Dünger eingesetzt werden.

Leicht verschmutztes Abwasser zur Bewasserung

Leicht verschmutztes Abwasser aus Küche und Bad wird direkt im Gebäude gereinigt und für die Bewässerung genutzt. Der benötigte Strom kommt von den im Wintergarten integrierten Solarmodulen, wobei überschüssiger Strom in Second Life-Batterien gespeichert wird. Das ganze Haus steht auf einem betonlosen Schraubfundament.

Massivholzelemente sollen für behagliches Raumklima sorgen. Der Holzschutz ist ökologisch.

Der Dünger für den Dachgarten stammt aus Nährstoffen, die in einem speziellen Verfahren aus Rückständen der Trockentrenntoilette gewonnen werden.

Devi Bühler vom ZHAW-Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen ist die Initiatorin des KREIS-Hauses.

Für das Haus wurden Naturbaustoffe verwendet, aber auch langlebige und rezyklierte ­Materialien. Die Dämmung wurde zum Beispiel aus Hanf, Lehm und Kork erstellt, die Fassade aus Kalk.

Der multi-funktionale Wintergarten im KREIS-Haus.

Die vielfältigen Geschichten rund um die eingesetzten Materialien und Techniken unter dem Titel «1001 Kreislauf» werden in regelmässigen Führungen vorgestellt. Zudem finden Workshops zu spezifischen Bauthemen statt. Wer interessiert ist an einer Übernachtung im KREIS-Haus, braucht aktuell etwas Geduld, da das KREIS-Haus zurzeit bereits ausgebucht ist. Es besteht aber die Möglichkeit, sich auf einer Warteliste einzutragen. 

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