Innovation aus dem Netzwerk
In der Wirtschaft finden Innovationen heute längst nicht mehr hinter verschlossenen Türen statt. Vielmehr wird von Innovations-Ökosystemen gesprochen. Hochschulen nehmen bei diesen unternehmerischen Innovationsprozessen eine immer wichtigere Rolle ein.
Als der Begriff der Open Innovation vor gut zwanzig Jahren ins Leben gerufen wurde, da war die Idee noch geradezu revolutionär. «Heute ist die Einsicht aber schon weit verbreitet, dass man nicht alles selbst quasi im stillen Kämmerlein entwickeln muss», sagt Claudio Cometta, Professor am Institut für Innovation & Entrepreneurship an der School of Management and Law.
Open Innovation ist zum stehenden Begriff geworden, es wurden Konzepte und Methoden dafür entwickelt, und die meisten internationalen Grosskonzerne wenden sie an. Die Idee dahinter: Viele Unternehmen und Organisationen beteiligen sich am Forschungsprozess, mit Mitarbeitenden wie mit Infrastrukturen. Gesprochen wird von eigentlichen Ökosystemen. Beteiligt sind etwa auch Startups, der Bund oder Endnutzende.
«Heute haben Unternehmen, die nicht Open Innovation betreiben, eher Nachteile am Markt.»
Der dritte Weg
An diesem Konzept aus der Wirtschaftspraxis nehmen auch Hochschulen teil, traditionell Partner von Industrie und Wirtschaft. In diesem Zusammenhang sprechen Hochschulen vom «dritten Weg»: Neben Lehre und Forschung sollen Hochschulen direkt an Innovationen und bei Entwicklungen zur Bewältigung von gesellschaftlichen Herausforderungen mitwirken. Sie sollten sich als Ort verstehen, an dem Innovationen stattfinden und Startups und Spinoffs entstehen, und können als Orchestrator fungieren, indem sie die Struktur schaffen, die alle an der Innovation Beteiligten verbindet. Die Hochschule habe aber auch eine gute Ausgangslage, um Antworten zu komplexen Fragen in Wirtschaft, Technik und Gesellschaft beizusteuern, sagt Cometta. Klar sei jedoch auch: «Es ist nicht Aufgabe der Hochschule, eigene Dienstleistungen für die Industrie zu generieren und diese der Industrie anzubieten.»
Offenheit und Teilhabe
«Open Innovation ist natürlich auch ein wichtiges Thema für die ZHAW», so Cometta. Departementsübergreifend ist nun eine Vorstudie für den Einsatz von Open Innovation an der ZHAW erarbeitet worden. Teil einer Open-Innovation-Strategie seien sicher auch die diversen Labs, die bereits an der ZHAW bestehen. Cometta nennt hier als Beispiel das Proof of Concept Lab an der School of Engineering und der School of Management and Law oder den innovativen Campus Future of Food am Departement Life Sciences und Facility Management.
Zwei Punkte seien zentral für das Konzept der Open Innovation: Offenheit und Teilhabe. Hier treffen sich auch die Ideen von Open Science und Open Innovation. Es gelte, offen zu sein für andere Disziplinen, und der Prozess der Wissensentwicklung selbst sollte offen gestaltet sein. Stichwort sei hier auch die Co-Kreation, wo Stakeholder einbezogen werden im Innovationsprozess. Und zum Begriff Teilhabe gehöre, dass Infrastrukturen für alle Beteiligten offen seien: Das gelte auch für IT-Bereiche. Cometta sieht Open Innovation dennoch eher als Parallelkonzept zu Open Science denn als Teil von ihr – schliesslich geht es hier um die Öffnung des Innovationsprozesses gegenüber Hochschulen und weiteren Kompetenzträgern.
Vorteile behalten
Doch wo bleibt der Wettbewerbsvorteil – für das Unternehmen, aber auch für eine Hochschule –, wenn Innovationen und geistiges Eigentum mit der Konkurrenz geteilt werden? Dazu Cometta: «Heute haben eher Unternehmen, die nicht Open Innovation betreiben, Nachteile am Markt.» Nur schon der Fachkräftemangel zwinge sie, Kompetenzen extern beizuziehen, um innovativ zu bleiben. Zudem müssen nicht alle Phasen eines Innovationsprozesses geöffnet werden: Beispielsweise könne die Anfangsphase offen gestaltet, die Kommerzialisierungsphase dann wieder intern umgesetzt werden.
(Bild: Adobestock)
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