Mit Swissnex an die Hochschul- und Innovations-Hotspots
Das ZHAW-Swissnex-Programm ermöglicht massgeschneiderte Austauschmöglichkeiten mit wichtigen internationalen Hochschul- und Innovations-Hotspots. Das ist wichtig für die Forschung und eine erfolgreiche Internationalisierung der ZHAW.
Die Internationalisierung von Hochschulen hat in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen, so auch für die ZHAW. Volle 18-mal kommt das Wort «international» zum Beispiel in der Hochschulstrategie 2015–2025 vor. Insbesondere geht es in diesem Zusammenhang um die Positionierung der ZHAW als global agierender Player, dessen Personal international und interkulturell kompetent ist. Bereits seit 2013 arbeitet die ZHAW in Sachen internationale Personalmobilität mit der Initiative Swissnex des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation zusammen. Ziel von Swissnex ist es, Schweizer Hochschulen und individuelle Forschende, aber auch Jungunternehmen bei der internationalen Vernetzung zu unterstützen. Dafür bietet es als eine Art Wissenschaftskonsulat an fünf globalen Standorten einen Zugang zu einem breiten Netzwerk. Die Mobilitätsprogramme sind dabei an die Interessen oder Ziele der Institutionen angepasst. Das heisst, die ZHAW gestaltet mit Swissnex gemeinsam Programme für ihre Mitarbeitenden.
An der Schnittstelle von Bildung, Forschung und Innovation
Wer am ZHAW-Swissnex-Personalmobilitätsprogramm teilnimmt, kann vom Netzwerk und Wissen der Swissnex-Standorte profitieren. Diese unterstützen die Teilnehmenden bei der Vorbereitung und konkreten Planung eines Aufenthalts sowie vor Ort. Sie helfen, relevante Kontaktpersonen zu identifizieren und zu vermitteln, etwa bei der Zusammenstellung des Programms oder durch die Bereitstellung von Arbeitsplätzen. Indem Swissnex ihre regionalen Netzwerke und das Wissen über das jeweilige Hochschulökosystem teilt, erfahren die Teilnehmenden, welche regionalen Besonderheiten es im jeweiligen Fach- oder Interessengebiet gibt. Die Initiative agiert an der Schnittstelle von Bildung, Forschung und Innovation. Dabei konzentriert sie sich insbesondere darauf, ihre Partner, zum Beispiel die ZHAW, und die «Endnutzer», also Mitarbeitende der ZHAW, in der frühen Forschungs- und Entwicklungs- und in der vorkommerziellen Phase zu unterstützen. Im Mittelpunkt des Aufenthalts kann beispielsweise ein Forschungsprojekt, eine Fortbildung oder ein Lehrauftrag stehen.
Bei Anita Manser Bonnard, Leiterin Weiterbildung am Institut für Gesundheitswissenschaften (IGW) des ZHAW-Departements Gesundheit, zum Beispiel war es die Gestaltung eines neuen Studiengangs, des MAS Physician Associate Skills, die im Zentrum ihrer Swissnex-Personalmobilität stand. Dass sie sich dabei für die Destination Boston & New York entschied, hat einen bestimmten Grund: «In den angelsächsischen Ländern gibt es die Funktion der Physician Assistant (PA) schon seit den 1960er Jahren. Im Kantonsspital Winterthur wurde die Funktion 2016 auf der Chirurgie-Abteilung eingeführt, und das Institut für Gesundheitswissenschaften wurde angefragt, eine Weiterbildung für erfahrene Gesundheitsfachpersonen dazu aufzubauen. Als Universitätsstadt bietet Boston an verschiedenen Standorten Ausbildungen für PA an. Diese wollte ich kennenlernen und mich dazu austauschen, wie die Funktion gelebt wird und wie die Aus- und Weiterbildungen aufgebaut sind.» Besonders hebt sie den Erfahrungsaustausch mit den Dozierenden hervor. Dadurch habe sie viele Anregungen erhalten, die sie in den Aufbau des neuen Weiterbildungsprogramms habe einfliessen lassen können, sagt Manser Bonnard.
Internationale Inputs für die Arbeit an der ZHAW
Neben Boston & New York betreibt Swissnex auch vier weitere Standorte in den innovativsten Regionen der Welt. Neben zwei Standorten in den USA, je einem in Brasilien, China und Indien kommt bald auch einer in Japan dazu. In China ist Swissnex in Schanghai präsent. Dorthin wurde Jan-Alexander Posth, Dozent an der Fachstelle für Asset Management der ZHAW School of Management and Law, durch seinen Austausch im Rahmen des ZHAW-Swissnex-Personalmobilitätsprogramms im Sommer 2019 geführt. Er befasst sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit mit nachhaltiger Finanzwirtschaft. «Die grossen Probleme unserer Zeit wie der Klimawandel, die Umweltverschmutzung oder der Verlust an Biodiversität sind global und als solche auch nur in einem globalen Kontext zu verstehen und zu lösen», meint er. «Gerade in den Bereichen ESG, also Environmental, Social and Corporate Governance in Unternehmen, und Sustainable Finance war es mir daher sehr wichtig, die Perspektive des globalen Players China direkt aus erster Hand zu erfahren.
Von Winterthur nach Shanghai oder Boston – Vier ZHAW-Forschende über ihre Erfahrungen, die Wichtigkeit von Internationalität und Austausch
«Die spannenden Forschungsthemen gerade im Finanzbereich haben alle einen internationalen Charakter»: Jan-Alexander Posth, Dozent an der Fachstelle für Asset Management, hat neue Perspektiven in seinem Forschungsbereich «Sustainable Finance» erhalten.
«Der Austausch unter den Dozierenden ist anregend und eine Win-win-Situation»: Anita Manser Bonnard, Leiterin der Weiterbildung am Institut für Gesundheitswissenschaften, hat in Boston Inspirationen für die Weiterentwicklung von Weiterbildungsangeboten gesucht und gefunden.
«Die unterschiedlichen Erfahrungen und Kulturen erweitern den eigenen Horizont»: Julia Dratva, Leiterin der Forschungsstelle Gesundheitswissenschaften, konnte die Zusammenarbeit mit den Forschenden am Boston Children’s Hospital vertiefen und erweitern.
«Schon früh hatte ich den Drang, mehr von der Welt kennenzulernen»: Patrick Studer, Leiter des Forschungsbereichs Sprachkompetenz und Wissensvermittlung, konnte während seines Besuchs zusätzliche Kontakte zum Boston College knüpfen.
Mein Swissnex-Besuch in Schanghai und Beijing hat mir dabei geholfen, ein weitgehenderes und integraleres Verständnis der Problematik zu erlangen», so Posth. Der Aufenthalt habe ihm konkret dabei geholfen, seinen Forschungsfokus noch klarer zu definieren. «Gleichzeitig kann ich nun meine Forschung im Bereich Sustainable Finance besser in einen globalen Kontext einbinden. Hierdurch haben sich ganz neue und essenzielle Facetten meiner Arbeit herauskristallisiert.»
«Wenn ich mit Personen von ausserhalb der Schweiz forsche, wird das Alltägliche in Frage gestellt.»
Das Gewinnen neuer Perspektiven auf die eigene Arbeit sieht auch Patrick Studer, der den Forschungsbereich Sprachkompetenz und Wissensvermittlung am ZHAW-Departement für Angewandte Linguistik leitet, als grosses Plus eines internationalen Austausches. «Ich arbeite intensiv mit Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Ländern in Europa und darüber hinaus zusammen. In der Forschung im eigenen Kulturkreis ist man oft betriebsblind. Es gibt wissenschaftliche und gesellschaftliche Diskurse zu Forschungsthemen, die die Forschungsagenda beeinflussen. Wenn ich mit Personen von ausserhalb der Schweiz forsche, wird das Alltägliche in Frage gestellt und neu verhandelt. Das gefällt mir», meint er.
Sein Forschungsaufenthalt führte ihn nach Boston & New York, neben San Francisco der zweite Swissnex-Standort in den USA. Dort knüpfte er im Rahmen eines Forschungs- und Austauschprojekts zum Thema Internationalisierung von Hochschulen (Titel des Projekts: «High-impact measures for the comprehensive internationalisation of curricula in Switzerland») einen Forschungskontakt am Center for International Higher Education im Boston College. Dieser Besuch sei eigentlich gar nicht im Projektplan vorgesehen gewesen, habe ihm jedoch ermöglicht, zusätzliche Kontakte zu knüpfen, so Studer. Zum Beispiel zum damaligen Direktor des Zentrums. «Aus diesem Kontakt wiederum ergab sich eine verlängerte Visiting Scholarship im Boston College, die aber leider aufgrund der Situation um Covid-19 nicht intensiv genutzt werden konnte. Ich würde in Zukunft sehr gerne noch einen längeren Forschungsaufenthalt in Boston einplanen.»
Win-win-Situation für Mitarbeitende und Hochschule
Auch wenn Patrick Studer bislang Corona-bedingt noch nicht wieder nach Boston zurückkehren konnte, so macht sein Beispiel doch deutlich, welchen Mehrwert das Personalmobilitätsprogramm nicht nur für ihn persönlich, sondern für die gesamte ZHAW hat. Denn mit seinem Aufenthalt und den neuen Kontakten, die er dort knüpfen konnte, wurde auch der Grundstein für eine nachhaltige Kooperation zwischen der ZHAW und dem Boston College respektive dessen Center for International Higher Education gelegt. Davon können nun beispielsweise auch weitere Forschende der ZHAW profitieren, aber auch die Hochschule insgesamt. Etwa dann, wenn es darum geht, die Curricula weiter zu internationalisieren, und dazu externe Expertinnen und Experten beigezogen werden sollen. Indem die Teilnehmenden des Personalmobilitätsprogramms während ihres Auslandsaufenthalts zum Beispiel neue Kooperationen zu Partnern aus der Praxis entwickeln, Kontakte für Forschungsprojekte knüpfen, sich mit ihren internationalen Scientific Communities austauschen oder Austauschmöglichkeiten für Studierende schaffen, leisten sie einen Beitrag zur internationalen Vernetzung ihrer Departemente oder Organisationseinheiten und schliesslich auch zur Internationalisierung der ZHAW.
Fachhochschulen für internationale Partner sehr attraktiv
Nicht zuletzt machen diese Kontakte die ZHAW und den Hochschultypus Fachhochschule im Ausland bekannter und helfen so, sie in einem globalen akademischen Umfeld zu etablieren. «Schweizer Fachhochschulen sind für ihre internationalen Partner oft sehr attraktiv, da sie nahe an der Industrie sind und sich auf eine marktnahe Ausbildung der Absolventinnen und Absolventen konzentrieren», so Roman Kern, Interim Head of Unit bei Swissnex. Die Herausforderung bestehe jedoch darin, den internationalen Partnern ein solides Verständnis für die Stärken und die Qualität der Schweizer Fachhochschulen zu vermitteln. Das wiederum habe, führt Kern aus, auch mit der schweizerischen Bescheidenheit zu tun.
Grundlage für Austausch, Kooperation – und Fortschritt
Es falle uns hierzulande schwer, mit Stolz und Zuversicht über die hervorragenden Institutionen zu sprechen. «Wenn die internationalen Partner jedoch direkt und eingehender mit den Schweizer Fachhochschulen in Kontakt kommen, etwa durch Forschungskooperationen, sind sie von der Exzellenz dieser Institutionen überzeugt und sehen sie als wertvolle und vertrauenswürdige Partner.» Swissnex leistet also mit ihrer Arbeit nicht nur als Vermittler von Netzwerken einen wichtigen Beitrag als interkulturelle Brückenbauerin, sondern errichtet ein Fundament für die Internationalisierung von Hochschulen und die Ausbildung von internationalen Kompetenzen von deren Mitarbeitenden, indem eine wertvolle Basis für erfolgreiche Austausche und gelungene Kooperationen geschaffen wird. Wenn daraus wiederum neue Forschungsansätze und -Erkenntnisse entstehen, hat dies nicht nur Relevanz für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sondern ergibt auch einen Mehrwert für die ganze Gesellschaft.
Swissnex
Im Jahr 2000 wurde in Boston das erste Swissnex-Büro eröffnet. In den letzten 21 Jahren wuchs die Zahl der Standorte auf fünf – Bangalore (Indien), Boston & New York und San Francisco (USA), Rio de Janeiro (Brasilien) sowie Schanghai (China) –, im Frühling 2022 kommt mit Osaka (Japan) ein sechster hinzu. Gemeinsam mit rund 20 Wissenschaftssektionen sowie Wissenschaftsrätinnen und -räten auf den Schweizer Botschaften stärkt Swissnex die Ausstrahlung der Schweiz als Forschungs- und Innovations-Hotspot. Wert und Nutzen von Swissnex für Schweizer Hochschulen beruht auf verschiedenen Aspekten. Zum einen der Vernetzung mit erfolgreichen Hochschulökosystemen weltweit, etwa durch die Vermittlung von internationalen Partnerschaften zwischen Forschenden für Forschungsprojekte oder die Unterstützung bei der Suche nach Partneruniversitäten. Ebenso informiert Swissnex die Hochschulen über aktuelle Trends in den Bereichen Bildung, über Trends in der Hochschulbildung wie Blended Learning, das Aufkommen von MOOCs (Massive Open Online Courses) bis hin zu disziplinspezifischen Besuchen. Auch trägt Swissnex zur Stärkung der Visibilität der Schweizer Hochschulen weltweit bei und inspiriert durch die Förderung des Wissensaustauschs zu neuen Ideen. Darüber hinaus bietet Swissnex auch strategische Dienstleistungen für Schweizer Hochschulen an, die nicht mehr nur auf deren Internationalisierung ausgerichtet sind, sondern auf eine stetige Transformation des Schweizer Hochschulsektors. Dabei geht es darum, die Exzellenz, Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. Das heisst, Swissnex unterstützt beispielsweise Hochschulen in der Umsetzung ihrer strategischen Prioritäten. So etwa bei der Schaffung neuer Angebote wie der Collaborative Online International Learning Experience (COIL) für Studierende, die eine internationale Mobilitätserfahrung mit einem starken Fokus auf Lernergebnissen ermöglichen – auch in Zeiten, in denen eine Reise nicht möglich ist.
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