Mobilität der Zukunft: Nicht nur sehen, sondern erfahren
Das ZHAW-Projekt « Erlebnis Smarte Mobilität » ermöglicht virtuelle Fahrten durch die Stadt der Zukunft. Die These dahinter: Wer smarte Mobilitätslösungen selber ausprobieren kann, wird sie künftig eher nutzen.
Zu einer Smart City gehört auch eine smarte Mobilität. Aber was heisst das genau? Neue Mobilitätslösungen sollen nicht nur die steigende Transportnachfrage decken, sondern gleichzeitig auch möglichst emissionsfrei und nachhaltig sein. Beispiele dafür gibt es bereits: Das wachsende Angebot von Sharing-Fahrzeugen fördert den Mentalitätswechsel vom Besitzen zum Nutzen. Elektrische Fortbewegungsmittel können mit erneuerbarem Strom aufgeladen werden. Und sogenannte «Mobility as a Service (MaaS)»-Konzepte vernetzen unterschiedliche Transportarten miteinander, um effizient von A nach B zu kommen.
Eine Frage der Gewohnheit
«An kreativen Lösungen oder innovativen Ideen für einen nachhaltigen Mobilitätswandel mangelt es nicht; was sich durchsetzt, ist aber weniger eine Frage technologischer Natur, sondern vielmehr eine Frage der Gewohnheiten», erklärt ZHAW-Forscher Onur Yildirim vom Institut für Nachhaltige Entwicklung. Um sich für ein neues Mobilitätsverhalten zu öffnen, sollten Menschen die neuen Möglichkeiten und deren Vorteile selber erfahren können.
Mobilität von morgen erleben
Die ZHAW-Forschenden Mirjam West und Onur Yildirim haben das Projekt «Erlebnis Smarte Mobilität» ins Leben gerufen. Darin bieten sie mittels Virtual Reality (VR) einen interaktiven Zugang zur Mobilität von morgen. Wer sich die VR-Brille aufsetzt, kann sich während rund zehn Minuten durch die Stadt der Zukunft bewegen – Fahrten mit dem BICAR oder im autonomen Taxi inklusive. Das virtuelle Erlebnis beginnt an einem Hyperloop-Bahnhof, von wo aus man sich mit verschiedenen Transportmitteln auf den Heimweg begeben muss.
Roboterdame Ginny als Wegbegleitung
Damit man sich nicht verläuft, begleitet einen die Roboterdame Ginny. Sie liefert Hintergrundinformationen und Erklärungen zu den einzelnen Mobilitätslösungen. Dennoch kostet es teilweise Überwindung, sich in der virtuellen Welt frei zu bewegen. Aber keine Angst: Wer sich virtuell ins selbstfahrende Auto setzt, sitzt ganz real auf einem Stuhl im Labor.
Zum Nachdenken angeregt
«Studien belegen, dass durch das Erleben von Szenarien mittels VR die Wahrnehmung von Sachverhalten und die Bewertung ebendieser beeinflusst werden kann», sagt Mirjam West. In einer Laborstudie mit Probanden haben die Forschenden untersucht, ob ihr VR-Erlebnis die Akzeptanz von zukünftigen Mobilitätslösungen erhöhen könnte. Eine Mehrheit der befragten Probanden benannte konkrete Vorteile, welche zuvor im Erlebnis visualisiert und durch die Hintergrundinformationen vermittelt worden waren.
Die Faktoren Komfort, Kosten und Zeit wurden von den Probanden beispielsweise als Vorteile bei der Nutzung von autonomen Fahrzeugen gesehen. Eine Mehrheit zeigte sich nach dem VR-Erlebnis offener für Sharing-Modelle. «Das Erfahren von zukünftigen Mobilitätslösungen mittels VR hat die Probanden zum Nachdenken angeregt», ist Mirjam West überzeugt. «Inwieweit sich dies auf ihr zukünftiges Verhalten bei Mobilitätsentscheiden auswirkt, bleibt offen und bietet Raum für weitere Forschungsprojekte.»
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