Ressourcen tanken für den Berufsalltag

19.03.2019
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Selbstmanagement, Achtsamkeit und Gelassenheit sind die neuen Schlagworte der Leistungsgesellschaft. Je höher die Ansprüche der Arbeitswelt, ­desto wichtiger wird der ­bewusste Umgang mit diesen Belastungen. Das ist lernbar.

So klein das oberitalienische Flüsschen Rubikon war: Es war die Grenze zwischen der römischen Provinz Gallia cisalpina und dem eigentlichen Italien vor über 2000 Jahren. Noch heute ist der Ausdruck «den Rubikon überschreiten» eine Metapher dafür, sich auf eine riskante Handlung einzulassen und einen unwiderrufbaren Entscheid zu treffen.

Mit Entscheidungen, die Grenz­überschreitungen gleichkommen, sind Fach- und Führungskräfte generell konfrontiert: Bei Umstrukturierungen stehen Führungskräfte vor dem Dilemma, Mitarbeitende entlassen zu müssen, oder es verändern sich Funktion und Tätigkeit. Und die digitale Transformation fordert völlig neue Kompetenzen und Arbeitsweisen im Team und in der Organisation.

Persönliche Ziele erreichen

Deshalb wird Selbstmanagement immer wichtiger: die Fähigkeit, die berufliche und persönliche Entwicklung möglichst selbstbestimmt zu gestalten, Arbeitszufriedenheit und Work-Life-Balance zu verbessern und dabei auch die eigene Person, ihr Verhalten und die Wirkung auf andere zu verstehen.

Zum Selbstmanagement gehört, die inneren Ressourcen zu aktivieren, um sich persönliche Ziele zu setzen und zu erreichen. Dafür hat die Psychologie sich der Rubikon-Metapher bedient: Das Rubikon-Modell der Handlungsphasen beschreibt, wie aus einem vagen «ich möchte» ein entschlossenes «ich will» wird. Es ist in das sogenannte Zürcher Ressourcen-Modell eingeflossen, das auch im CAS Selbstmanagement in Non-Profit-Organisationen des Departementes Soziale Arbeit angewandt wird. Entscheidend für diesen Schritt über den Rubikon ist, sich ein motivierendes Ziel zu setzen, das ein positives Gefühl weckt. Im Alltag etwa nicht der Plan «Ich will meine Work-Life-Balance steigern», sondern «Ich gönne mir drei Auszeiten pro Woche».

Sozialsektor unter Druck

Persönlichen Zielen den nötigen Raum zu geben, ist gerade für Fachkräfte im sozialen Bereich entscheidend, denn sie sind grossen fachlichen und emotionalen Belastungen ausgesetzt. Der Sozialsektor sei ­einer starken Ökonomisierung unterworfen, erklärt Santino Güntert, Studiengangleiter des CAS Selbstmanagement in Non-Profit-Organisationen. Möglichst schnell müsse möglichst viel erledigt und über jeden Aufwand müsse Rechenschaft abgelegt werden. «Doch die Soziale Arbeit hat Klienten in extremen Notlagen – und bei ihnen kann man nicht einfach auf einen Knopf drücken, und die Notlage verschwindet.»

Zwischen Effizienz und Klientenfokus

Die Spannung zwischen Effizienzforderungen und fachlich sorgfältiger Klientenbetreuung erzeugt einen hohen Druck auf die Fachkräfte. Zudem wird die Tätigkeit komplexer, da mit Forderungen von immer mehr Anspruchsgruppen umgegangen werden muss. «Das war vor zehn oder zwanzig Jahren noch nicht der Fall», sagt Güntert. Die Unterstützung durch Sozialhilfe beispielsweise ist an immer mehr Auflagen gebunden, und den Hilfsbedürftigen müssen bei Verstoss Gelder gekürzt werden. Die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde Kesb muss – das Kindswohl im Zentrum – oft gegen Eltern handeln und Familien trennen. Die Schulsozialarbeit, die heute bei Konflikten etwa durch verhaltensauffällige Kinder oder bei Mobbing beigezogen wird, muss unterschiedliche Interessen und Forderungen von Lehrkräften, Eltern, Schulverwaltung und den betroffenen Kindern oder Jugendlichen mit ihrer Aufgabe vereinbaren können. Im Bereich der Sozialen Arbeit sei man tagtäglich mit verschiedensten Problem- und Konfliktfeldern konfrontiert, sagt auch ein Teilnehmer des CAS, Patrick Seigerschmidt von der Stiftung Zürcher Kinder- und Jugendheime. Es sei also von grossem Nutzen, sich in der Resilienz, der psychischen Widerstandsfähigkeit, wie in der Burnout-Prävention fit zu machen.

Gestaltung der Führungsrolle

Nicht nur, um sich selbst zu managen, sondern auch in Führungsrollen müssen eigene Ressourcen aktiviert und Fähigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale verstanden werden. Die Auseinandersetzung mit der Frage «Was macht mich aus und wie wirke ich auf andere?» ist wichtig, um das Führungsleitbild des Arbeitgebers mit den eigenen persönlichen Voraussetzungen abzugleichen.

«Führungsrollen sind primär aufgaben- und situationsorientiert, die Rolle zu gestalten heisst immer auch, die Beziehung zu gestalten», erläutert der Einführungstext zum Weiterbildungskurs «Persönlichkeit führt: sich und andere wirksam entwickeln» des Departementes Angewandte Psychologie. Im Kurs wird das psychologische Konzept der «fünf Säulen der Identität» verwendet: Das sind Körper und Seele, soziale Beziehungen, Arbeit und Leistung, materielle Sicherheit sowie die eigenen Werte. Sind alle fünf Säulen stark, so kann von einer ausgewogenen Work-Life-­Balance gesprochen werden. Wird jedoch beispielsweise die Säule Arbeit und Leistung zu dominant und leiden soziale Beziehungen oder das körperliche Wohlbefinden darunter, so gerät das Identitätssystem in Schieflage. Kennt eine Führungskraft also ihre inneren Ressourcen und Kompetenzen, so kann sie diese zur richtigen Gestaltung der Führungsrolle nützen – im Sinn der Organisation und als Beitrag zur Zielerreichung.


Weiterbildungen zum Thema Ressourcen und Selbstmanagement

Soziale Arbeit

- CAS Selbstmanagement in Non-Profit-Organisationen

- WBK Toolbox Selbst­management

- WBK Ressourcentankstelle

- WBK Achtsame Selbst­führung

- WBK Resilienz und Burnout-Prophylaxe

Angewandte Psychologie

- DAS Ressourcen- & lösungsorientierte Beratung

- WBK Persönlichkeit führt – sich und andere wirksam entwickeln

- WBK Stress bewältigen – eigene Ressourcen kennen und aktivieren

- WBK Emotionale Intelligenz I

Gesundheit

- MAS in Patienten- und Familienedukation

- WBK Patientenedukationsprogramme entwickeln

- WBK Gesundheits- und Selbstmanagement­kompetenzen fördern

- WBK Selbstmanagement in Pädiatrischer Pflege

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