Über klimafreundliche Lebensmittel und Identitätsfindung in verschiedenen Kulturen
Womit haben Jugendliche mit Migrationshintergrund zu kämpfen, wenn sie erwachsen werden? Wie können Lebensmittel klimaneutral hergestellt werden? Was halten Therapierende von den Neuerungen bei der Psychotherapie? Drei Bachelorarbeiten geben Antworten.
Therapierende erhoffen sich mehr Anerkennung und Wertschätzung
Wer psychisch erkrankt, soll möglichst rasch therapeutisch behandelt werden. Organisatorische und finanzielle Hürden sollen verringert werden. Dieses Ziel verfolgt eine Neuregelung der psychologischen Psychotherapie, die seit dem 1. Juli 2022 in Kraft ist. Fachpersonen der Psychotherapie können ihre Leistungen seither einfacher über die Krankenkassen abrechnen. Sie müssen dafür nicht mehr unter der direkten Aufsicht eines Psychiaters oder einer Psychiaterin arbeiten, wie es das Delegationsmodell vorschrieb. «Das neue Modell wird befürwortet», sagt Lukas Vorkauf, der im Hinblick auf den Systemwechsel in seiner Bachelorarbeit eine Befragung durchgeführt hat. Rund 62 Prozent der Teilnehmenden äussern sich grundsätzlich positiv. Sie begrüssen es beispielsweise, dass der Zugang zu psychotherapeutischen Leistungen erleichtert und gerade Kinder sowie Jugendliche besser versorgt werden sollen. Für ihren Berufsstand erhoffen sie sich mehr Anerkennung, Eigenständigkeit, Wertschätzung und höhere Löhne. Wie die Online-Erhebung zeigt, löste das Anordnungs- und Abrechnungsmodell im Vorfeld allerdings auch Bedenken aus. «Die Skepsis bezieht sich vor allem darauf, wie die neuen Bedingungen konkret umgesetzt werden», sagt der Bachelorabsolvent. Lukas Vorkauf fände es interessant, die Erhebung in zwei Jahren zu wiederholen: «Dann werden sich die Therapierenden an die neuen Umstände gewöhnt haben.»
Lukas Vorkauf (31) hat in seiner Bachelorarbeit in Angewandter Psychologie erhoben, was sich Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten vom neuen Anordnungs- und Abrechnungsmodell erhoffen. «In meinem Umfeld ist intensiv darüber diskutiert worden», berichtet er. «Viele waren verunsichert und skeptisch.» Mit seiner Online-Umfrage stiess der ZHAW-Student auf reges Interesse. Sie ist innerhalb von zwei Wochen von 745 Personen vollständig ausgefüllt worden. «Das Bedürfnis, sich zu äussern, war unglaublich gross», sagt Vorkauf, der nun den Masterstudiengang in Angewandter Psychologie absolviert.
Wie die Lebensmittelbranche klimafreundlicher wird
Die verarbeitende Lebensmittelindustrie bis 2050 zu dekarbonisieren, wäre möglich. Die Mittel dafür wären heute schon vorhanden. Zu diesem Schluss kommen Pablo Bischofberger und Dian Edathinakam, welche sich mit technischen Fragen der Umsetzung und den Rahmenbedingungen auseinandergesetzt haben. «Die Branche ist zur Dekarbonisierung sehr gut geeignet», stellen sie fest. Der Lebensmittelsektor sei auf vergleichsweise wenige Prozesse angewiesen, die sehr hohe Temperaturen erforderten. Die ZHAW-Absolventin und der ZHAW-Absolvent haben eine Roadmap entwickelt, an der sich Unternehmen orientieren können. Sie listen darin auf, welche Schritte zu einer besseren Klimabilanz führen. Kurzfristig geht es unter anderem darum, einen Betrieb energetisch zu optimieren und ein CO₂-Reduktionsziel festzulegen. Mittelfristig sollen fossile Energieträger ersetzt, der Transport klimafreundlicher organisiert und Ressourcen effizienter eingesetzt werden. Langfristig sollen Produkte angepasst und CO₂-Neutralität erreicht werden. «Vielen kleinen und mittleren Betrieben fehlt es schlicht an Kapazität, ein solches Projekt umzusetzen», sagt Pablo Bischofberger. Daher sind seiner Meinung nach die Branchenverbände gefragt. Sie könnten die Dekarbonisierung vorantreiben: «Sie sollten sich des Themas annehmen und die Koordination unter den Akteuren verbessern.» Der Druck, klimaneutral zu produzieren, werde zunehmen, sagt Dian Edathinakam. Der Käserei, zu der sie eine Fallstudie durchgeführt hat, empfiehlt sie verschiedene Anpassungen. Den vorhandenen Erdgaskessel würde sie beispielsweise durch eine Wärmepumpe ersetzen «Bis 2030 könnte der Betrieb bei Netto-Null sein», sagt sie.
Pablo Bischofberger (33) und Dian Edathinakam (25) zeigen in ihrer Bachelorarbeit im Studiengang Energie und Umwelttechnik auf, wie die verarbeitende Lebensmittelindustrie dekarbonisiert werden kann. Als Beispiel haben sie eine Käserei in der Zentralschweiz gewählt, die künftig CO2-neutral produzieren soll. «Wir möchten dazu beitragen, dass die Schweiz das Netto-Null-Ziel erreicht», sagen die Absolventin und der Absolvent. Pablo Bischofberger hat das Masterstudium in «Umwelt und Natürlichen Ressourcen» in Wädenswil in Angriff genommen. Dian Edathinakam arbeitet als Projektingenieurin bei tbf Partner. Sie hat vor, zu einem späteren Zeitpunkt den Master zu machen.
Zwischen zwei Kulturen eine Identität entwickeln
Erwachsen zu werden, ist damit verbunden, eine eigene Identität zu entwickeln. Jugendliche, die mit zwei Kulturen aufwachsen, sind dabei spezifisch gefordert. Aus den unterschiedlichen Lebenswelten können sich widersprüchliche Erwartungen, Ansprüche und Anforderungen ergeben. Diese wahrzunehmen und sich dazu zu positionieren, kann schwierig sein. Junge Menschen mit Migrationshintergrund können in Loyalitätskonflikte geraten. Sie können sich entwurzelt, sich hin und her gerissen oder keinem Kulturkreis zugehörig fühlen. Ob es der zweiten Migrationsgeneration gelingt, eine eigene Identität zu bilden und ins Berufsleben einzusteigen, hängt wesentlich von den Hilfestellungen ihres sozialen Umfelds ab. Dies stellt Edona Rashiti in ihrer Abschlussarbeit in Sozialer Arbeit fest. Sie hat drei Frauen befragt, die sich trotz Rückschlägen beruflich etablieren und damit die Hoffnungen ihrer Familien erfüllen konnten. Die Befragten mussten dafür immer wieder selbst aktiv werden, sich Informationen beschaffen und Unterstützung holen. Ihren Eltern war dies aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse und eines niedrigen Bildungsstands nur begrenzt möglich.
Die Probandinnen hätten sich gewünscht, von ihren Lehrpersonen stärker begleitet zu werden. Sei es bei den Hausaufgaben, Lernschwierigkeiten, der Berufswahl oder auf der Lehrstellensuche. Sie hätten es zudem begrüsst, wenn kulturelle Vielfalt und migrationsspezifische Herausforderungen häufiger thematisiert worden wären. Die Schulsozialarbeit sollte sich dafür einsetzen, dass diese Themen mehr besprochen würden, sagt Edona Rashiti. Sie könne die Lehrerschaft dafür sensibilisieren. «Sie könnte zwischen der Schule und den Familien mit Migrationshintergrund verstärkt vermitteln», so die Bachelorabsolventin.
Edona Rashiti (28) hat in ihrer Bachelorarbeit in Sozialer Arbeit untersucht, welche Herausforderungen Jugendliche mit Migrationshintergrund zu meistern haben, wenn sie ihre Identität entwickeln. Sie ist insbesondere der Frage nachgegangen, welche Schwierigkeiten sich dabei im schulischen Umfeld und in der weiteren Bildungslaufbahn ergeben und wie Sozialarbeitende darauf reagieren können. Edona Rashiti hat für ihre Analyse die Note 6 erhalten. Sie ist im kjz Rüti (Kinder- und Jugendhilfezentrum) als Sozialarbeiterin tätig.
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