Zürich will führendes Zentrum für KI-Forschung werden

03.12.2019
4/2019

Für Künstliche Intelligenz zum Wohl der Menschen und eine starke 
europäische Position setzen sich zwei neue ambitionierte und übergreifende KI-Initiativen ein, bei denen die ZHAW prägend engagiert ist.

Die Schweiz nd hier insbesondere der Wirtschafts- und Forschungsstandort Zürich sollen eine Führungsrolle in der Entwicklung und Förderung von Künstlicher Intelligenz übernehmen. Dazu sollen Kräfte aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik gebündelt werden für mehr Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft. So kann man es einer gemeinsamen Medienmitteilung der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Zürich und der Stiftung Mindfire entnehmen.

«Robot-Scientist»

Der Startschuss für den Aufbau eines national und international vernetzten Talent- und Forschungs-Hubs im Bereich KI erfolgte Ende Oktober beim «KI Moonshot Roundtable» im Restaurant Belvoirpark in Zürich. Neben der Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh sowie dem Präsidenten der Stiftung Mindfire, Pascal Kaufmann, nahmen auch Vertreterinnen und Vertreter der ETH, der ZHAW, der beiden Universitäten Zürich und Lugano sowie weiterer nationaler und internationaler Forschungseinrichtungen, der Industrie, von Start­ups und Investoren teil.

«Belvoirpark-Manifest»

Sie bekannten sich im «Belvoirpark-Manifest» zu einem ehrgeizigen Vorhaben: In den nächsten zehn Jahren soll ein «Robot-
Scientist» entwickelt werden, der auf eine andere Art lernt, als Maschinen dies derzeit tun. Er soll in der Lage sein, Konzepte zu erlernen, Wissen aus Vorlesungen aufzunehmen, mit Menschen zu interagieren und durch Kreativität und Neugierde Forschende – insbesondere in der medizinischen Forschung – zu unterstützen. Der neuartige «Hilfswissenschaftler» soll genereller eingesetzt werden können: «Zurzeit kann KI zwar grobe Datenarbeit leisten, die Unterstützung für den Menschen ist aber noch nicht optimal», sagt Ruedi Füchslin vom ZHAW-Institut für Angewandte Mathematik und Physik, der die Initiative auf wissenschaftlicher Ebene unterstützen soll. Auf organisatorischer und kommunikativer Ebene prägen beide Co-Leiter der Initiative ZHAW digital, Daniel Baumann und 
Thilo Stadelmann, den Aufbau mit. So soll Baumann ein neuartiges 
agiles Organisationsmodell für das in Zürich geplante Transdisciplinary Robotics & AI Lab (TRAIL) entwickeln. Das TRAIL soll von einer unabhängigen Trägerschaft betrieben und von Hochschulen, Firmen und Institutionen mit Know-how und Ressourcen unterstützt werden. Koordiniert wird die Initiative von der Mindfire-Stiftung. 2020 soll die konkrete Umsetzung starten.

KI-Aktivitäten in der Schweiz

Bereits heute forschen und arbeiten in der Schweiz Hunderte weltweit anerkannte KI-Experten. Mehr als 80 KI-Labs an Hochschulen und Firmen und mehr als 200 Startups für KI-Technologien sind hierzulande angesiedelt. Die vielen verschiedenen Aktivitäten sollen die Möglichkeit erhalten, am Transdisciplinary Robotics & AI Lab zusammenzuarbeiten, um KI zum Wohl der Menschen weiterzuentwickeln.

ZHAW baut Schweizer Standort für europäische KI-Initiative auf

Für die europäische CLAIRE (Confederation of Laboratories for 
Artificial Intelligence Research in Europe) baut die ZHAW ausserdem in Abstimmung mit anderen führenden Schweizer­ KI-Forschungseinrichtungen in Zü­rich das Schweizer Office auf. CLAIRE ist eine Initiative der europäischen KI-Gemeinschaft mit dem Ziel, die europäische Exzellenz in der KI-Forschung und bei KI-Innovationen zu stärken. Es soll der Nutzen für den Menschen im Mittelpunkt stehen. Die Beteiligten wollen sich auf eine vertrauenswürdige, transparente KI konzentrieren, die die menschliche Intelligenz fördert, statt sie zu ersetzen, und die den Menschen in Europa zugutekommt. Technologie, Produkte, Systeme und Dienstleistungen sollen auf europäischen Bedürfnissen, Realitäten und Werten basieren, so die Vision.

Paneuropäischen Bündnis

Um dies zu erreichen, schlägt CLAIRE die Gründung eines paneuropäischen Bündnisses von Forschungslaboren für Künstliche Intelligenz vor, das eine Wirkung ähnlich dem CERN erreichen soll. Geplant ist ein Netzwerk von Exzellenzzentren in der KI, die strategisch über ganz Europa verteilt sind. Komplettiert werden sollen die Zentren durch eine neue, zentrale Einrichtung – den CLAIRE Hub – mit einer hochmodernen, «Google-
artigen», CERN-ähnlichen Infrastruktur. Der Hub soll kein elitäres KI-Institut mit ständigem wissenschaftlichem Personal sein, sondern ein Umfeld bieten, in dem sich Europas klügste Köpfe der KI treffen und für einen definierten Zeitraum zusammenarbeiten.

Ausbau des Industrienetzwerks

Die ZHAW ist aktives Mitglied von CLAIRE und wird mit dem Zürcher Büro vor allem für den Ausbau des Industrienetzwerks sorgen. Sie hat Ricardo Chavarriaga gewinnen können, der als «Head of CLAIRE Office Zurich» den Aufbau der Community in der Schweiz ab Januar 2020 übernimmt. Chavarriaga, der in Computational Neuroscience promoviert hat, bringt über 12 Jahre fundierte Erfahrung in der KI-Forschung und in internationalen Netzwerken aus Industrie und Akademia mit. Seine Aufgabe ist es, das CLAIRE Office 
Zürich mit lokalen akademischen und industriellen Organisationen, die im Bereich KI tätig sind, zu verbinden und das regionale Büro national und international zu vernetzen. Solche Büros gibt es bereits in Saarbrücken, Prag, Berlin und Rom. Oslo und Paris sollen bald folgen. 2018 gegründet, zählen heute bereits 335 Gruppen und Institute mit über 19'000 Mitarbeitenden in 34 Ländern zu CLAIRE. Verschiedene europäische Regierungen wie jene der Tschechischen Republik, von Finnland, Griechenland, Italien, Luxemburg, Spanien oder der Niederlande und der Slowakischen Republik gehören ebenfalls zu den Unterstützern der Initiative.

TRAIL steht für Transdisciplinary Robotics & AI Lab. Das geplante transdisziplinäre KI-Lab mit Räumlichkeiten in Zürich soll zum Treffpunkt für den Austausch kluger Köpfe zu KI nicht nur aus der Schweiz, sondern auch aus der ganzen Welt werden.

Mindfire-Stiftung, deren erklärtes Ziel ist es, Künstliche Intelligenz für die Förderung und Beschleunigung von Forschung, insbesondere im Medizinal- und Wissenschaftsbereich, einzusetzen. Gründer und Präsident ist Pascal Kaufmann.

CLAIRE steht für Confederation of Laboratories for Artificial Intelligence Research in Europe. Die Initiative europäischer KI-Experten wurde von Holger Hoos, Professor für maschinelles Lernen an der Universität Leiden (Niederlande), Morten Irgens, Vizerektor der Osloer Metropolitan University (Norwegen), und Philipp Slusallek, wissenschaftlicher Direktor am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (Deutschland), initiiert. Am 26. Februar 2019 wurde der Hauptsitz in Den Haag (Niederlande) eröffnet.

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