In der Corona-Krise hat die Nachhaltigkeit zugelegt
Unternehmen, die ihre Massnahmen zur Mitarbeiter-bezogenen Nachhaltigkeit ausbauten, sind finanziell besser durch die Corona-Krise gekommen. Dies zeigt eine Studie der Fachstelle Corporate Responsibility der ZHAW.
«Viele halten Nachhaltigkeit für ein Schönwetterthema. Sie denken, solange es den Unternehmen gut gehe, investierten sie in nette Hochglanzbroschüren. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten würden die Massnahmen gestrichen. Wir konnten mit unserer Studie belegen, dass das Gegenteil der Fall ist», sagt Herbert Winistörfer, Dozent und Leiter der Fachstelle Corporate Responsibility der ZHAW.
Die von ihm erwähnte Studie heisst «Changes in Corporate Responsibility Management during COVID-19 Crisis and Their Effects on Business Resilience: An Empirical Study of Swiss and German Companies» und wurde im März 2022 publiziert.
Berichte wurden länger
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten, wie sich die Corporate Responsibility während der Corona-Krise veränderte. Zu diesem Zweck haben sie die Nachhaltigkeitsberichte der zehn Unternehmen mit dem grössten Aktienkapital der Schweiz und Deutschlands analysiert. In beiden Ländern hat die Mehrheit von ihnen während der Corona-Krise den Umfang des Berichts erweitert, allen voran Nestlé, ABB und Siemens.
«Diese Zunahmen zeigen, wie wichtig den Unternehmen die Kommunikation in Krisenzeiten ist», sagt Herbert Winistörfer. Der Ausbau betrifft mit Ökologie, Wirtschaft und Sozialem alle drei Dimensionen von Nachhaltigkeit. Zudem sei eine neue «Covid-Dimension» hinzugekommen. Hierunter fallen u.a. Massnahmen für Mitarbeitende wie Sicherheitsempfehlungen für das Homeoffice, Werkzeuge für die physische und psychische Gesundheit sowie Online-Schulungen.
«Mitarbeiter-bezogene Nachhaltigkeitsmassnahmen verstärken die wirtschaftliche Resilienz in Krisen.»
Die «Covid-Dimension» ist ein Grund, weshalb sich auch die Art der Berichterstattung verändert habe: «Unternehmensinterne Themen erhielten signifikant mehr Raum», sagt Herbert Winistörfer. Im Vergleich dazu rückten die vor- und nachgelagerten Stufen der Wertschöpfungskette etwas in den Hintergrund. Dies sind einerseits alle Nachhaltigkeitsaspekte rund um die Produktion, wie zum Beispiel die Beschaffung von Rohstoffen, andererseits die Auswirkungen, die ein Unternehmen durch den Konsum und die Entsorgung der bereitgestellten Produkte verursacht.
Nachhaltigkeit als eine Art Versicherung
Das Team um Herbert Winistörfer erforschte ausserdem den Zusammenhang zwischen Corporate Responsibility und der wirtschaftlichen Resilienz von Unternehmen. Dies geschah mit einer quantitativen Umfrage, an der sich 108 der 900 angefragten Managerinnen und Manager von Schweizer Unternehmen verschiedenster Branchen beteiligt haben. Deren Antworten zeigten, dass Investitionen in das betriebliche Gesundheitsmanagement und in die Rekrutierung von lokalen Mitarbeitenden mit einer positiveren Einschätzung des Betriebsergebnisses und höheren Gewinnerwartungen für das Folgejahr einhergingen.
«Mitarbeiter-bezogene Nachhaltigkeitsmassnahmen verstärken die wirtschaftliche Resilienz in Krisen. Dies gilt ganz besonders für jene, welche die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden fördern», sagt Herbert Winistörfer. Warum dies so ist, geht aus der Studie nicht hervor. Eine mögliche Erklärung sei, dass die Wahrnehmung von gesellschaftlicher Verantwortung wie eine Art Versicherung für wirtschaftlich schwierige Zeiten wirke.
Verantwortung und Resilienz von Unternehmen während Covid-19
Die Studie «Changes in Corporate Responsibility Management during COVID-19 Crisis and Their Effects on Business Resilience: An Empirical Study of Swiss and German Companies» wurde im März 2022 publiziert. Herbert Winistörfer hat sie zusammen mit den wissenschaftlichen Mitarbeitenden Fridolin Simon Brand, Richard Bläse und Giulia Weber durchgeführt.
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