Foto: Olga Guryanova/Unsplah
Agil durchs Studium

EduScrum – Als Team zum Erfolg

20.09.2022
3/2022

Was früher nur eingefleischten Rugby-Fans ein Begriff war, ist heute in der IT Standard – Scrum. Dabei ist nicht das englische Gedränge gemeint, sondern eine agile Arbeitsmethode, die nun auch in die Lehre und Wissenschaft einfliesst.

Ob Rugby, IT oder Lehre: Gutes Teamwork zahlt sich aus. Deswegen hat sich seit den frühen Neunzigern das Arbeiten mit Scrum in der Informatik durchgesetzt. Als agile Arbeitsmethode hilft sie vor allem, den Teams eine Struktur zu geben, um so langfristige oder grosse Projekte bestmöglich organisieren zu können. Mit eduScrum wird nun die agile Arbeitsweise der IT ins Bildungswesen transportiert. Hierbei lernen Studierende Projekte zielorientiert anzugehen sowie das Arbeiten in einem agilen Umfeld.

Sobald die Teams gebildet sind, erhalten die Studierenden von den Dozierenden ein Projekt in der Form eines Ziels, Produkts oder einer Problemstellung. Wie die Teams das Projekt realisieren, ist allerdings ihnen überlassen. «Zuerst müssen sich die Teams überlegen, was sie schon wissen, was noch nicht und wo sie dieses Wissen finden. Sie müssen sich also selbstständig überlegen, wie sie das gegebene Problem lösen und Ziele erreichen wollen. Somit erhalten die Studierenden mehr Freiheiten, aber auch mehr Verantwortung», erklärt Miriam Fischer, Verantwortliche Digital Education am ZHAW-Departement Life Sciences und Facility Management. Als Teil der Projektarbeit müssen die Teams gemäss eduScrum vorgehen, also Arbeitsschritte definieren und Aufgaben zuweisen.

«Ich habe jeweils die Erfahrung gemacht, dass die Teams diesen Entfaltungsraum sehr schätzen und dadurch auch motivierter arbeiten.»

Mirjam Fischer, Verantwortliche Digital Education am ZHAW-Departement Life Sciences und Facility Management

Dafür wird im Vorhinein für jeden Arbeitsschritt ein Team-Captain bestimmt. Ähnlich wie im Rugby ist der Team-Captain kommunikationsorientiert. Er oder sie nimmt im Team eine organisatorisch-kommunikative Rolle ein und vereinbart Termine, leitet Sitzungen und hält das Team auf dem neusten Stand. Entschieden wird jedoch stets zusammen.

Von der Lehrperson zum Coach

Auch für die Dozierenden bringt eduScrum Veränderungen mit sich und fordert Agilität. Sie müssen sich auf die Teams und deren individuelles Vorgehen einlassen, um ihnen weiterhelfen zu können. Dabei verschiebt sich die Ebene der Zusammenarbeit, und die Dozierenden agieren vielmehr als Coaches – begleiten statt leiten. Dank transparenter Leistungserfassung und aktueller digitaler Übersicht können sie den Fortschritt der Teams beobachten und Stolpersteine identifizieren. In Sprechstunden können sie dann den Teams gezielt Inputs geben oder ihnen Material zur Verfügung stellen. Dennoch sind diese im Grunde selbstorganisiert. «Als Coach begleite ich die Teams und stehe ihnen bei Fragen oder Problemen unterstützend zur Seite. Ich habe jeweils die Erfahrung gemacht, dass die Teams diesen Entfaltungsraum sehr schätzen und dadurch auch motivierter arbeiten», so Fischer.

21st Century Skills

Bei der Arbeit mit eduScrum werden nicht nur fachliche Kompetenzen, sondern auch persönliche Kompetenzen gefördert. Da die künftige Arbeitswelt zunehmend komplexer und vernetzter wird, werden diese immer wichtiger. Studierende werden darauf vorbereitet, indem sie mit Hilfe von eduScrum sogenannte 21st Century Skills wie Kommunikation, Kollaboration, Kreativität oder kritisches Denken stärken. Ob als Team-Captain oder -Mitglied: Die Studierenden lernen, verschiedene Rollen einzunehmen und sich sowohl als Team als auch im Team zu organisieren und lösungsorientiert zusammenzuarbeiten. «Oft merken die Studierenden während den Projekten, wo ihre Stärken liegen und wo sie Nachholbedarf haben. Hier können wir als Coaches ansetzen und sie gezielt fördern und unterstützen», so Fischer.

Forschen mit Scrum

Agile Arbeitsmethoden beschränken sich nicht nur auf die Informatik oder Lehre. Methoden wie Scrum respektive eduScrum sind beliebt und kommen bereits in diversen Branchen, Bereichen und Unternehmen zum Einsatz. «Auch Forschungsprojekte können mit eduScrum geführt werden», beantwortet Fischer die Frage nach anderweitigen Anwendungsmöglichkeiten an der ZHAW. Komplexe und langfristige Projekte mit mehreren Involvierten eignen sich dabei besonders gut. Jedoch gilt für die Forschung und Lehre das gleiche Credo: Die Forschenden und Dozierenden dürfen selbst entscheiden, ob sie ihr Projekt oder ihren Unterricht mit Scrum gestalten möchten. Miriam Fischer hat es ausprobiert und ist begeistert: «Ich beschäftige mich mit vielen neuen didaktischen Methoden und bin dabei auf eduScrum gestossen. Das Arbeiten damit hat mir sowie meinen Kolleginnen und Kollegen viel Spass gemacht und mich überzeugt.»

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