Ein Fitnessprogramm für das Portemonnaie
Geldsorgen können das Wohlbefinden eines Menschen beeinträchtigen. Dem finanziellen Wohlbefinden ist eine Studie der School of Management and Law nachgegangen. Sie zeigt auch auf, wie man sich in finanzieller Hinsicht wohler fühlen kann.
Finanzielle Sorgen können sich negativ auf andere Lebensaspekte auswirken und sind ein wichtiger Teil des generellen Wohlbefindens und somit auch der Gesundheit eines Menschen. Die School of Management and Law ist in der Studie «Mehr Einkommen, weniger finanzielle Sorgen? Erkenntnisse zum finanziellen Wohlbefinden in der Schweiz» diesem subjektiven Gefühl nachgegangen: Sie hat im Frühjahr rund 1050 Personen in der Deutschschweiz danach gefragt, wie wohl sie sich in finanzieller Hinsicht fühlen.
Denn: «Dem finanziellen Wohlbefinden wird aktuell wenig Beachtung geschenkt», sagt Selina Lehner, Projektleiterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Wealth & Asset Management. Die Autorschaft definiert dieses finanzielle Wohlbefinden dabei als einen Zustand, «in dem eine Person finanziellen Verpflichtungen nachkommen kann und sich in Bezug auf die finanzielle Zukunft sicher fühlt».
Einkommen, Bildung, Vermögen und Wohnsituation
Das finanzielle Wohlbefinden ist laut Studie von mehreren Faktoren abhängig: von Einkommen, Bildung, Wohnsituation und Vermögen. Finanziell wohl oder sehr wohl fühlt sich, wer viel verdient, Vermögen angespart hat, über eine höhere Bildung verfügt und Wohneigentümerin oder -eigentümer ist.
Der wichtigste Faktor sei das Einkommen, denn es sei auch ein Bindeglied zwischen den anderen Faktoren, so die Autorschaft: Ein hohes Einkommen führt in der Regel zu mehr Haushaltsvermögen und zu einer besseren Wohnsituation. Und ist mit höherer Bildung gekoppelt. Gut 22 Prozent der Befragten mit einem Einkommen bis 4000 Franken monatlich bezeichnen ihr finanzielles Wohlbefinden als hoch oder sehr hoch – bei Befragten ab 9000 Franken Einkommen sind es 72 Prozent. Seit Jahren hoch ist die Sparbereitschaft: 81 Prozent der Schweizer Bevölkerung sparen, insbesondere die junge Generation sowie vollzeitbeschäftigte Personen.
«Geld allein macht nicht glücklich – schadet aber auch nicht. Es trägt sicher dazu bei, den Alltag sorgenfreier bestreiten zu können.»
Doch eine Person kann ihr finanzielles Wohlbefinden beeinflussen: «Es zeigt sich, dass das finanzielle Wohlbefinden auch mit Disziplin im Spar- und Planungsverhalten sowie einem besseren Finanzwissen erreicht werden kann», so Projektleiterin Lehner. Auch wenn die Ausgangslage bei tiefem Einkommen und wenig Vermögen viel schwieriger ist.
Eine aktive Planung der Finanzen fürs Wohlergehen
Der Weg zum finanziellen Wohlbefinden sei wie ein Sportprogramm oder eine Diät für das körperliche Wohlbefinden. Für beide braucht es Ausdauer und Selbstbeherrschung, und ein Erfolg zeigt sich nicht von heute auf morgen. Beim finanziellen Fitnessprogramm werden Einkommen, Absicherung, Vermögensaufbau und Vermögensmanagement unter die Lupe genommen:
- Einkommen: Sich einen Überblick über die finanzielle Lage verschaffen, Einnahmen und Ausgaben im Griff haben, das eigene Konsumverhalten reflektieren oder einen Sparplan aufstellen. Gesteigert werden kann das Einkommen zum Beispiel über Aus- und Weiterbildung.
- Absicherung: Risiken des Lebens wie Krankheit oder Scheidung abfedern, zum Beispiel über Versicherungen, sodass ein finanzieller Schock nicht zu einem existenziellen Problem führt.
- Vermögensaufbau: Bleibt Einkommen am Monatsende übrig, so kann man Vermögen aufbauen in Form von Sparguthaben oder Anlagen.
- Vermögensmanagement: Mit professioneller Finanzplanung das Vermögen optimieren und an den Nachlass denken.
Doch so wie das regelmässige Sporttreiben als anstrengend empfunden wird, werden Finanzen oft als langweilig und kompliziert angesehen. Nicht hilfreich ist auch ein weiteres Ergebnis der Studie: Finanzen sind bei Schweizerinnen und Schweizern immer noch ein Tabuthema. Über Geld spricht man nicht gern.
Massnahmen von Arbeitgeber und Staat
Weil dieses finanzielle Wohlbefinden aber eine hohe Bedeutung für die Gesundheit eines Menschen insgesamt hat und auch gesellschaftlich relevant ist, empfehlen die Autorin und die Autoren auch Massnahmen auf den Ebenen Arbeitgeber und Staat: zum Beispiel als Teil des betrieblichen Gesundheitsmanagements in einem Unternehmen oder indem Finanzwissen noch mehr in den obligatorischen Schulunterricht eingebunden wird.
Bleibt die immerwährende Frage: Macht Geld also glücklich? Selina Lehner dazu: «Geld allein macht nicht glücklich – es schadet aber auch nicht. Es trägt sicher dazu bei, finanzielle Ängste zu reduzieren und den Alltag sorgenfreier bestreiten zu können.»
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