Vermögensverwaltung in der Schweiz: Die Kleinen sind ganz gross

05.12.2023
4/2023

Kleinere Geldhäuser erzielen beim neuen ZHAW Wealth Management Performance Score die besten Resultate. UBS, Julius Bär oder die Zürcher Kantonalbank sucht man vergebens auf den vorderen Rängen. Das ist das Fazit der ersten Ausgabe der Studie Wealth Management in der Schweiz der ZHAW School of Management and Law.

Einen Beitrag zum kontinuierlichen Erfolg und zur zunehmenden Transparenz der Schweizer Vermögensverwaltungsbranche soll die Schweizer Vermögensverwaltungsstudie der Abteilung Banken, Finanzen, Versicherungen der School of Management and Law leisten, die im Herbst erschienen ist.

Die Vermögensverwaltung ist ein Eckpfeiler der Finanzdienstleister hierzulande. «Doch trotz ihrer langen Tradition und ihres Erbes scheint die Branche immer noch etwas undurchsichtig und wenig erforscht zu sein», heisst es im Vorwort. Insbesondere fehle ein quantitativer Überblick – eine Art «Branchenverzeichnis». 

Was bedeutet Wealth Management?

Wealth Management – zu Deutsch Vermögensverwaltung – kann als eine von verschiedenen Instituten angebotene Beratungsdienstleistung für eine anspruchsvolle Kundschaft definiert werden.

Spitzenreiter des Vergleichs sind kleinere Banken. Die BZ Bank, Globalance oder die Neue Privatbank (NPB) haben in der Gesamtwertung am besten abgeschnitten. Einige tauchen gleich in mehreren Kategorien im Spitzentrio auf.

Schlanke Verwaltungsratstrukturen bevorzugt

Die Studie hat auch die Verwaltungsräte der Schweizer Wealth-Management-Banken untersucht und festgestellt, dass viele von ihnen (nur) fünf oder sechs Mitglieder haben, was darauf hindeutet, dass Schweizer Wealth-Management-Institute eine schlanke Verwaltungsratsstruktur bevorzugen. Frauen sind nach wie vor untervertreten: In fast 40 Prozent der Verwaltungsräte von Schweizer Wealth-Management-Banken sind gar keine Frauen (bei insgesamt 80 Prozent der Schweizer Wealth-Management-Banken liegt der Frauenanteil im Verwaltungsrat unter 30 Prozent).

69 Schweizer Wealth-Management-Banken unter der Lupe

Die 245 Schweizer Banken (Stand Juni 2022) dienen als Ausgangspunkt der Studie. Nach einem Ausschlussverfahren fokussiert die Datenstichprobe auf 69 Schweizer Wealth-Management-Banken, darunter 2 Grossbanken, 4 Kantonalbanken, 19 Privatbanken und 44 Boutiquen (kleinere, spezialisierte Bankinstitute). Sie basiert auf öffentlich zugänglichen Daten (Geschäftsberichte 2021, Handelsregister). Die Studie beschränkt sich auf Schweizer Banken, die mindestens 25 Prozent ihrer Betriebserträge aus der Vermögensverwaltung generieren (inclusion ratio). Zusammen verwalten sie über 9 Billionen Franken.

So wurden die Punkte vergeben

Um die Leistung zu bewerten und zu vergleichen, definiert die Studie zwölf Kennzahlen, gegliedert in vier Kategorien: Profitabilität, Effizienz, Wachstum und Kapitalausstattung. Der ZHAW Wealth Management Performance Score fasst diese Kennzahlen zu einem Gesamtscore zusammen, wobei jede Kennzahl gleichermassen beiträgt (100 Punkte [Pt.] für die beste Leistung, 0 Punkte für die schlechteste Leistung).

Profitabilität: Gut gewirtschaftet

Im Durchschnitt erzielten die Vermögensverwaltungsbanken eine Gesamtkapitalrendite von 4,21 Prozent, eine Eigenkapitalrendite von 5,67 Prozent und eine Rendite auf dem verwalteten Vermögen von 0,54 Prozent. An der Spitze sind mehrheitlich klassische Privatbanken.

Banca del Ceresio 215 Pt. (Boutique)

Pictet 183 Pt. (Privatbank)

Mirabaud 179 Pt. (Privatbank)

Effizienz: Luft nach oben

Unter dem Gesichtspunkt der Effizienz haben die Schweizer Vermögensverwaltungsbanken ein durchschnittliches Aufwand-Ertrag-Verhältnis von fast 90 Prozent und damit durchaus Potenzial für Effizienzsteigerungen respektive Kostensenkungen.

BZ Bank 273 Pt. (Boutique)

Scobag 257 Pt. (Privatbank)

Graubündner KB 195 Pt. (Kantonalbank)

Wachstum: Auf Kurs

Die untersuchten Banken konnten neue Netto-Gelder in Höhe von 4,4 Prozent ihrer verwalteten Vermögen (AUM) anziehen, was auf ein wachsendes Geschäft hindeutet. Jedes Vollzeitäquivalent hat im Durchschnitt 4 Millionen Franken angezogen. 

NPB 200 Pt. (Boutique)

Van Lanschot 118 Pt. (Boutique)

Globalance Bank 110 Pt. (Boutique)

Kapitalausstattung: Gut gepolstert

Mit Eigenkapital sind die Schweizer Vermögensverwaltungsbanken deutlich über dem regulatorischen Minimum gemäss Basel III ausgestattet. Das gilt vor allem für die inhabergeführten Geldhäuser.

Scobag 169 Pt. (Privatbank)

Banque Havilland 147 Pt. (Boutique)

Globalance Bank 127 Pt. (Boutique)

Spitzenreiter der Gesamtbewertung

Die einst vom Financier Martin Ebner gegründete BZ Bank, die heute zur Graubündner Kantonalbank gehört, liegt in der Gesamtbewertung auf Platz eins, gefolgt von der Globalance Bank und der Neuen Privatbank (NPB). 

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