Gründerin mit spiritueller Ader

20.06.2023
2/2023

Unternehmerisches Denken und Handeln zu fördern, ist ein wichtiges Anliegen von Birgitta Borghoff. Die Dozentin mit unkonventionellem Lebenslauf hat selbst schon diverse Projekte angepackt.

Schon als Kind war es für Birgitta Borghoff selbstverständlich, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Ihr Vater führte in Deutschland eine Mühle, und all ihre Geschwister arbeiten heute auf selbstständiger Basis. «Unternehmertum ist eines der Themen, für die ich auf die Welt gekommen bin», sagt die Dozentin an den Departementen Linguistik und Wirtschaft. Zudem ist sie Coach, derzeit Growth Coach bei der  Innovation Challenge von ZHAW entrepreneurship,  und Jurymitglied an der jährlichen ZHAW Startup Challenge.

In diesen Funktionen vermittelt sie den Studierenden, wie sie ihre Geschäftsidee wirkungsvoll hinüberbringen können. «Viele gute Ansätze scheitern an der Kommunikation», stellt Borghoff immer wieder fest. Mit überladenen Präsentationen und abstrakten Fachbegriffen sei es schwierig, Investierende oder Partnerinnen und Partner zu gewinnen. «Man muss eine Geschichte erzählen, authentisch und anschaulich.»

«Unternehmertum ist eines der Themen, für die ich auf die Welt gekommen bin.»

Birgitta Borghoff

In die Schweiz kam die Diplom-Betriebswirtin vor gut 20 Jahren durch eine Anstellung bei der Swissair. Die Marketing-Managerin erkannte, dass die vom Terroranschlag 9/11 gebeutelte Flugbranche von einem kulturellen Repräsentations-Instrument profitieren würde, und gründete das Orchester Flughafen Zürich. «Es war mir stets wichtig, Wirtschaft und Kultur zu verbinden», erklärt die 49-Jährige. Sie sehe ihre Rolle meist am Rand von Teams. Von dort halte sie Ausschau nach neuen Möglichkeiten und baue Brücken zwischen unterschiedlichsten Bereichen. Nachdem Birgitta Borghoff an der ZHAW einen Master in Kulturmanagement erworben hatte, wechselte sie zum Lucerne Festival und baute dort die zeitgenössische Akademie mit auf.

Auch für Angestellte wichtig

2007 kam sie ans Zentrum für Kulturmanagement der School of Management and Law, wo sie selber studiert hatte. Sie entwickelte das Fachgebiet Cultural Entrepreneurship, aus dem später ein CAS hervorging. «Damals war Entrepreneurship noch nicht einmal am Wirtschaftsdepartement ein Thema», wundert sie sich. Auch für Kunstschaffende seien unternehmerische Fähigkeiten jedoch essenziell. Wer zum Beispiel eine Galerie eröffnen wolle, müsse sich genau überlegen, wie diese im bestehenden Angebot positioniert sein soll. Die Kommunikation sollte Entrepreneurial Storytelling mit dem Geschäftsmodell verknüpfen.

«Wenn Logik und Intuition in dir verschmelzen,wirst du Wunder wälzen.»

Birgitta Borghoff, ZHAW-Dozentin

Der passionierten Dozentin und Forscherin geht es jedoch nicht nur darum, dass möglichst viele neue Firmen entstehen. «Auch wer in einem bestehenden Betrieb angestellt ist, sollte unternehmerisch denken und handeln.» Generell gebe es heute immer noch zu wenig Eigeninitiative und zu viel Dienst nach Vorschrift. Besonders wichtig seien Kreativität und Innovation im Hinblick auf alternative Arbeitsformen und spezielle Lebenssituationen.

Ermutigt zum Ausprobieren neuer Dinge

Diese Mentalität fördert Borghoff auch mit ihrer eigenen Firma namens brückenwege, die sie 2013 gegründet hat. Neben ihren vielfältigen Rollen an der ZHAW coacht sie Menschen, die beruflich neue Wege gehen wollen. In diesem Prozess stelle sie vor allem Fragen und nehme die Rolle der Sparring-Partnerin ein, erklärt sie. «Ich rege meine Klientel zum Reflektieren an und ermutige zum Ausprobieren neuer Dinge.» Dabei gehe sie oft intuitiv vor.

Poetische Texte

Die Winterthurerin hat nämlich auch eine sehr gefühlvolle Seite und eine feine Wahrnehmung. Sie ist überzeugt, dass es neben der materiellen Welt auch eine nicht greifbare, spirituelle Dimension gibt. Gern beschäftigt sie sich mit philosophischen Fragen und trifft sich in ihrer Freizeit zu Gesprächsrunden mit Freundinnen und Freunden. Oft ist sie auch schweigend und lauschend in der Natur unterwegs oder schreibt poetische Texte, die ihr spontan in den Sinn kommen. Diese lässt sie auch in ihre Arbeit und den Unterricht einfliessen. Es brauche Mut, sich mit dieser Eigenschaft im rational geprägten Umfeld der Hochschule zu zeigen, sagt Birgitta Borghoff. Einen Widerspruch zwischen den beiden Bereichen sieht sie aber nicht: «Intuition und Logik sind für mich zwei Seiten derselben Medaille.»

Die Growth Coaches

Birgitta Borghoff ist eine von vier Growth Coaches bei der Innovation Challenge von ZHAW entrepreneurship. Neben Borghoff sind dies Mirjam Pfenninger, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kompetenzgruppe Betriebsökonomie und Human Resources am Departement Life Sciences und Facility Management, Verena Langlotz Kondzic, Koordinatorin Internationales und Dozentin am Institut für Ergotherapie, sowie Dominik Grolimund, Berater & wissenschaftlicher Assistent am Zentrum Leadership, Coaching & Change Management. Sie alle sind erfahrene Coaches. Sie unterstützen die Innovatorteams der Challenge für eine konstruktive und erfolgreiche Teamarbeit und erleichtern den Design-Thinking-Prozess. Sie begleiten die Teams durch die Phasen der Ideenfindung und des Prototyping und helfen ihnen bei der Vorbereitung der Abschlusspräsentation.

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