Sich  lange gehegte Wünsche erfüllen – vielleicht sogar Kinderträume!

22.03.2022
1/2022

Susanna Landwehr-Sigg ist Leiterin der Fachhochschulkoordinationsstelle der ZHAW und steht kurz vor der Pensionierung. Sie hat keine Angst davor, den Tag bald selbst gestalten zu müssen. Im Gegenteil, sie sehnt sich regelrecht danach, auch wieder mal Langeweile zu haben und Dinge zu tun, die ihr und anderen Freude machen.

«Ich sehe Alter als einen neuen Lebensabschnitt nach der Pensionierung. Ich denke, in unserer Gesellschaft wird man als «Rentner» oder «Rentnerin» weiterhin als alt eingestuft, obschon immer mehr Menschen frühzeitig in Pension gehen und immer länger leben. 

Der Übertritt ins (Renten-)Alter bedeutet für mich primär eine Befreiung von den Zwängen, die das Berufsleben mit sich bringt. Nahm ich in jungen Jahren zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn gerne intellektuelle und auch terminliche Herausforderungen an, bin ich am Ende dieser Laufbahn froh, dass in meinem Leben nun viele Entwicklungen des Berufslebens wegfallen, die ich in letzter Zeit eher kritisch betrachtete. Es ist äusserst befreiend, den Trend zum Quantifizieren und Messen aller Tätigkeiten, die Einführung laufend neuer Management-Methoden zur Effizienzsteigerung und die vermehrte Kontrolle von Aktivitäten hinter sich zu lassen. 

Raus aus dem «Hamsterrad»

Ich freue mich darauf, mein Leben nicht mehr im Sinn von «sich beweisen müssen» auszurichten, sondern jenen Tätigkeiten nachzugehen, die ich als sinnvoll erachte und die mir und meiner persönlichen Umgebung Freude bereiten. Es bedeutet, dass ich den Weg aus dem Hamsterrad finden und lernen muss, meinen Tag selbst zu gestalten. Aber ich habe keine Angst, dass mir das sehr schwerfallen wird. 

Im Gegenteil. Ich sehne mich regelrecht danach, auch wieder einmal Langeweile zu verspüren und Tage mit Musse zu verbringen. Wenn man sein Leben lang berufstätig war, Kinder grossgezogen hat, sich nebenbei auch für das Gemeinwohl engagiert hat und die alternden Eltern umsorgte, dann blieben – so schön und spannend solche Engagements auch sein konnten – persönliche Bedürfnisse auch über längere Zeitabschnitte öfters auf der Strecke. Der neue Lebensabschnitt bietet hier eine Chance, diese Bedürfnisse wieder neu zu entdecken und zu entwickeln. 

In diesem Sinn bedeutet für mich Alter auch die Gelegenheit, die Dinge unbeschwerter anzugehen, Neues zu entdecken und sich teilweise lange gehegte Wünsche zu erfüllen – es könnten sogar Kinderträume sein!

Ab wann ist man alt?

Woran merkt man, dass man alt ist? Diese Fragen haben für mich vor allem mit Gesundheit zu tun. Wenn der Körper nicht mehr mitmachen kann, was der Geist gerne möchte, wird man alt. Natürlich kann auch das Gegenteil passieren, was immer häufiger der Fall ist, aber klammern wir das hier einmal aus. Biologisch ist unsere Lebenszeit begrenzt, bei den einen eher als bei den anderen, und zu einem gewissen Grad kann man das Altern mit seinem Lebensstil etwas hinauszögern oder auch beschleunigen.

Aber irgendwann wird der Körper schwächer, ermüdet schneller und das Tempo und unser Leben verlangsamen sich. Vor dieser Phase fürchten wir uns wohl alle und hoffen, dass sie möglichst spät eintritt und wir die Narrenfreiheit des Alters, eine Zeit mit weniger Verpflichtungen und Zwängen, geniessen können.»

Zur Person

Susanna Landwehr-Sigg arbeitet seit 18 Jahren bei der ZHAW als Leiterin der FH Koordinationsstelle bei Finanzen & Services der ZHAW, bei der sie für die Lizenzierung elektronischer Ressourcen für alle Schweizer Fachhochschulen verantwortlich ist. Zuvor war sie bei Centre Solutions (Zurich Insurance Group) und McKinsey & Co als Recherche-Spezialistin und beim IKRK als Delegierte tätig. Sie ist verheiratet und Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Am 31. Mai 2023 geht sie in Pension.

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