Soziale Arbeit zwischen Politik und Praxis

25.11.2025
2/2025

Zürich – USA: Die Dozentinnen Daniela Wirz und Esther Bussmann stiessen in den USA auf Einschränkungen für Sozialforschende – aber auch auf kreative Lösungen und viel Mut.

Unsere Reise in die Vereinigten Staaten im April 2025 fiel ungeplant in die Zeit nach Donald Trumps Amtsantritt. Seit Langem pflegt das Departement Soziale Arbeit enge Partnerschaften mit Hochschulen in den USA, einem der Mutterländer unseres Fachgebietes. Ziel war es, neue Kooperationen aufzubauen und Kontakte für künftige Lehrangebote zu knüpfen. Wir besuchten vier Hochschulen im demokratisch geprägten Boston und je eine in den als konservativ geltenden Südstaaten Georgia und South Carolina – darunter sowohl private als auch staatliche, grosse und auch kleine Einrichtungen.

Wir waren gespannt, welche Auswirkungen die Restriktionen der neuen Regierung auf die Arbeit unserer Berufskolleg:innen haben. Überall wurden wir offen empfangen, trotz spürbarer Frustration über einschneidende Veränderungen. So musste die University of Georgia unter dem Credo «America First» den Personalbestand der Abteilung für internationalen Austausch innert drei Wochen stark verkleinern; in Forschungsanträgen sind zahlreiche Begriffe mit Bezug zu Chancengleichheit oder Diversität nicht mehr zulässig, und ein Austauschstudent riskierte sogar die Ausschaffung wegen einer vor Jahren nicht bezahlten Parkbusse. Aufgeben ist jedoch keine Option: Die Hochschulen zeigen sich kämpferisch, suchen neue Finanzierungswege und werden kreativ. So liess sich ein Dekan humorvoll für Social Media filmen, um Studierende und damit Einnahmen zu gewinnen. Eine Dozentin erklärte unmissverständlich, sie werde weiterhin über Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion lehren – solange es nicht verboten sei. Trotz aller Vorgaben geniesst die Soziale Arbeit in den USA einen hohen Stellenwert, gerade weil das soziale Netz oft löchrig ist. Dieses Bewusstsein motiviert die Hochschulen, ihre Position immer wieder neu zu behaupten. Zurück in der Schweiz gilt es, die gewonnenen Eindrücke in unsere Arbeit einfliessen zu lassen. Mit der University of Georgia haben wir ein gemeinsames Lehrangebot in Angriff genommen, parallel entstehen mit einer Masterstudentin neue Konzepte, und mit zwei weiteren Hochschulen laufen Gespräche. Unsere Reise hat zudem gezeigt, dass persönliche Kontakte auch im digitalen Zeitalter unverzichtbar sind. Zwar ist Soziale Arbeit stark lokal geprägt, doch letztlich geht es überall um Menschen, ihre gesellschaftliche Teilhabe und Fragen der strukturellen Gerechtigkeit.

Daniela Wirz (Mitte) und Esther Bussmann mit dem Dean der University of Georgia, Philip Hong.

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