Tandem-Führung: Auch in leitender Funktion unterrichten
Zwei kluge Köpfe mit unterschiedlichem Erfahrungsschatz und verschiedenen Netzwerken sind weitere Vorteile von Doppelspitzen in Organisationen. Mit der Co-Leitung des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit ist für Heidi Bruderer und Martin Biebricher ein Teilpensum in der Lehre verbunden. Ihr Rezept für eine erfolgreiche Co-Leitung lautet: Ein gutes Gleichgewicht sowie eine klare Aufteilung der Aufgaben – und gleichzeitig die Bereitschaft, jederzeit für den anderen einzuspringen.
Bald ein Jahr teilen sich Heidi Bruderer Enzler und Martin Biebricher nun die Leitung des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit an der ZHAW. Volle 140 Stellenprozent kommen hier zusammen. «Ein solches Aufgabenspektrum könnte eine Person alleine gar nicht abdecken», so Biebricher. Der Studiengang, der gerade reformiert werden soll, war entsprechend schon vorher von zwei Personen geführt worden. Mit der Co-Leitung ist auch ein Teilpensum in der Lehre verbunden. Sowohl für Biebricher als auch Bruderer ist diese Ergänzung weit mehr als einfach «Job Enrichment»: «Ich finde es selbstverständlich, dass wir auch in leitender Funktion weiter vor den Studierenden stehen, Prüfungen abnehmen oder ihre Bachelorarbeiten betreuen», sagt Biebricher. «Das trägt viel zu unserer Glaubwürdigkeit bei, auch bei den Dozierenden.» Es sei für sie beide sehr wichtig, den Bezug zu den Studierenden und zum Studiumsalltag nicht zu verlieren, betont Bruderer.
Ein gemeinsames Mailpostfach hat geholfen
Biebricher ist seit über einem Jahrzehnt an der ZHAW tätig, erst kürzlich wurde ihm der Lehrpreis der Studierenden verliehen. Er kennt die Soziale Arbeit von der Pike auf und war zuletzt stellvertretender Leiter des ZHAW-Instituts für Kindheit, Jugend und Familie. Bruderer hingegen ist neu an der ZHAW. Die Co-Leitung der beiden begann deshalb zumindest diesbezüglich mit einem gewissen Gefälle. «Martin kennen alle auf dem Gang», sagt Bruderer schmunzelnd. «Das ist bei mir natürlich anders.» Es komme schon vor, dass sich Personen auch mit Fragen, die in den Zuständigkeitsbereich seiner Co-Leiterin fielen, immer noch automatisch an ihn wendeten, räumt Biebricher ein. So ist Bruderer etwa für das Basis- und Biebricher für das Hauptstudium verantwortlich. In solchen Fällen verweise er immer an seine Kollegin. «Das haben wir von Anfang an strikt eingehalten.» Ein gemeinsames Mailpostfach habe ebenfalls geholfen. Viele Anfragen gingen direkt dorthin und nicht mehr an ihre persönlichen E-Mail-Accounts. «Zudem achten wir sehr darauf, an Anlässen wie internen Konferenzen, Einführungstagen für die Studierenden oder Diplomfeiern gemeinsam aufzutreten und die Co-Leitung auch so sichtbar zu machen», ergänzt Bruderer.
Geteilte Leitung als Mehrwert
Ganz wichtig für die Balance der geteilten Leitung: Mit dem Bereich Finanzen obliegt Bruderer die Verantwortung für einen der grossen Schlüsselposten. Die finanziellen Entscheidungen laufen primär über die Co-Leiterin, während Biebricher stärker für Rechtsfragen und die curriculare Integration zuständig ist. «Es braucht gerade in unserem Fall sicher eine gewisse Ausdauer, um die Co-Leitung fest im Hochschulalltag zu verankern», sagt Biebricher. Gerade in anspruchsvollen Situationen helfe es zu wissen, dass die geteilte Leitung des Studiengangs von der Departementsleitung ganz klar gewollt ist und als Mehrwert verstanden wird.
Martin Biebricher ist seit 2012 an der ZHAW und seit 2021 Co-Leiter des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit. Davor war er Dozent für Theorien und Methoden der Sozialen Arbeit und stellvertretender Leiter des ZHAW-Instituts für Kindheit, Jugend und Familie. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Kinder- und Jugendförderung sowie die Evaluation Sozialer Arbeit. Er absolvierte ein Diplom zum Pädagogen an der Universität Siegen und zum Sozialarbeiter an der Fachhochschule Düsseldorf.
Heidi Bruderer Enzler ist seit 2021 an der ZHAW Co-Leiterin des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit. Davor war sie als Adjunktin im Studiendekanat der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich sowie lange Jahre in Forschung und Lehre an verschiedenen Hochschulen tätig. Ihre Dissertation in Soziologie schrieb sie an der ETH Zürich. Sie absolvierte den Master in Erziehungswissenschaften, Umweltwissenschaften und Ethnologie an der Universität Zürich.
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