Damit der Foodsektor regenerativer wird

20.06.2023
2/2023

Mit einem neuen Studiengang will die ZHAW neuartiges Denken und Arbeiten in der Lebensmittelbranche fördern. Der Master of Science in Preneurship for Regenerative Food Systems ist interdisziplinär aufgebaut und passt sich ‒ dank einem Open Curriculum ‒ den Bedürfnissen der Studierenden an. 

Gerade der Foodsektor und die Agrarwirtschaft müssten innovativ sein, sagt Thomas Bratschi, Leiter Geschäftsentwicklung am Departement Life Sciences and Facility Management. Sonst könnten sie die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit nicht meistern. Lebensmitteltechnologin Maya Ladner pflichtet ihm bei: Um globalen Problemen wie dem Klimawandel, Hunger oder dem Verlust von Biodiversität etwas entgegenzusetzen, seien neue Lösungsansätze gefragt. «Es braucht innovativere und regenerativere Lebensmittelsysteme.»

Bratschi und Ladner haben den neuen Masterstudiengang «Preneurship for Regenerative Food Systems» initiiert und aufgebaut. Er soll Personen dazu befähigen, bestehende Geschäftsmodelle zu überdenken und regenerative Lösungen zu finden. «Die Studierenden sollen sich zu vernetzt denkenden und handelnden Preneurinnen und Preneuren entwickeln», sagt Studiengangleiterin Maya Ladner. 

«Das Chaos zuzulassen, kann wertvoll sein. In diesem Prozess werden neue Ansätze entworfen, diskutiert, weiterverfolgt oder fallen gelassen.»

Maya Ladner, Studiengangleiterin MSc Preneurship for Regenerative Food Systems

Die Branche zu transformieren, gelinge nur, wenn man die Expertise und die Technologien unterschiedlicher Fachrichtungen zusammenbringe, betont Thomas Bratschi. Der Master, den die ZHAW seit dem Frühling 2022 anbietet, ist daher interdisziplinär konzipiert. Er vermittelt Wissen aus den Themenfeldern «Wirtschaft & Preneurship», «Lebensmittelsysteme», «Nachhaltigkeit & Regeneration», «Naturwissenschaft», «Innovation» und «Digitalisierung». Zusätzlich schult er die Teilnehmenden in persönlichen und sozialen Kompetenzen. «Diese Fähigkeiten kommen in der Lehre häufig zu kurz und fehlen dann in der Arbeitswelt», stellt Ladner fest.

Neuheit an der ZHAW: Inhalte sind nicht fix vorgegeben

Die Ausbildung zeichnet sich durch ein Open Curriculum aus. Gewisse Inhalte der Pflichtmodule sind nicht von vornherein festgeschrieben und die Auswahl an Wahlpflichtmodulen ist gross. Das Studium kann nach individuellen Bedürfnissen gestaltet werden. Eine solche Flexibilität ist an der ZHAW neu und nach wie vor mit einigen administrativen sowie didaktischen Anpassungen verbunden. Die Studierenden erhalten viel Raum für eigene Ideen. «Das Chaos zuzulassen, kann wertvoll sein», sagt Maya Ladner. In diesem Prozess würden neue Ansätze entworfen, diskutiert, weiterverfolgt oder fallen gelassen. «Prioritäten zu setzen und Neues zu entwickeln, braucht Zeit.» Während der vier Semester treiben die Teilnehmenden eigene Projekte voran. Sie bilden dafür Teams, in denen verschiedene Disziplinen vertreten sind.  

«Ich bin beeindruckt, wie dynamisch die jungen Leute unterwegs sind.»

Thomas Bratschi, Leiter Geschäftsentwicklung Life Sciences and Facility Management

«Es gibt schweizweit keinen vergleichbaren Ansatz», sagt Maya Ladner. Der Master wecke denn auch das Interesse anderer Hochschulen. «Wir werden immer wieder eingeladen, um unsere Erfahrungen weiterzugeben.» Diese sind überwiegend positiv. Im Frühjahr ist der zweite Durchgang gestartet. Inzwischen studieren 37 Personen in diesem Format. Die meisten haben einen starken Bezug zum Foodsektor. Sie verfügen über Abschlüsse in Umweltwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften oder Lebensmitteltechnologie. Hinzu kommen einige Quereinsteigerinnen und -einsteiger. Einzelne Teilnehmende brächten bereits zu Beginn relativ konkrete Startup-Ideen ein, berichtet die Studiengangleiterin.  

Ein Startup, das Foodfirmen bei Nachhaltigkeit unterstützt

Lena Götsch baut mit drei anderen Studierenden einen Verein auf, um Foodfirmen dabei zu unterstützen, nachhaltiger zu werden. «Wir möchten auf Produkteebene ansetzen und Fooddesignerinnen und Fooddesigner bestärken, ihre Kreationen insgesamt umweltbewusster auszurichten», erklärt sie. Die Gruppe will in einer ersten Phase unter anderem Workshops anbieten. Das Thema Nachhaltigkeit sei gerade sehr präsent, man könne dabei aber leicht den Überblick verlieren, sagt die Studentin, die als Food Consultant bei Betty Bossi arbeitet.

Lena Götsch erlebt es als bereichernd, sich an der ZHAW mit Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Berufsfeldern auszutauschen. Sie sagt: «Der interdisziplinäre und regenerative Ansatz des Masters hat mich sofort angesprochen». Zurzeit führt ihr Team Gespräche mit Vertretern aus der Praxis. 2024 will es Pilotprojekte mit Industriepartnern starten. «Der Markt für eine solche Dienstleistung ist sicher da», sagt Studiengangleiterin Maya Ladner. Gesetzliche Anforderungen und der Wunsch der Kundschaft nach nachhaltigen Produkten nähmen kontinuierlich zu. 

Gute Chancen im Berufsalltag

Studiengangleiter Thomas Bratschi erwähnt die grosse Bandbreite an Themen, welche die Teams verfolgen, angefangen bei Vertical Farming über essbare Gärten bis hin zu netto-positivem Fleisch. «Ich bin beeindruckt, wie dynamisch die jungen Leute unterwegs sind», sagt er. Einige hätten bereits einen grossen Teil der Finanzierung geregelt, andere ansehnliche Aufträge erhalten. «Sie bringen die besten Voraussetzungen mit, um in der Praxis zu reüssieren.»

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