Ein persönlicher Coach für die Gesundheit

22.03.2022
1/2022

Prävention statt Therapie – diesen Ansatz verfolgt das Personal Health Coaching (PHC). Die ZHAW-Dozentin Tiziana Grillo ist überzeugt: Mit einem Personal Health Coaching erreicht man eine Gesundheitsverbesserung ohne unerwünschte Nebenwirkungen.

Während eines langen Lebens eignet man sich viele Gewohnheiten an. Viele wirken sich positiv auf die Gesundheit aus, andere nicht. Doch wie schafft man es, schlechte Gewohnheiten loszuwerden? Hier kann ein persönlicher Gesundheitscoach (Personal Health Coach) helfen. Denn Coaches holen ihre Klienten – sogenannte Coachees – dort ab, wo sie stehen, suchen mit ihnen Lösungsansätze und helfen, diese Ziele zu erreichen. «Ich sehe das Personal Health Coaching als besten Weg, nachhaltige und ganzheitliche Verbesserungen für das Wohlbefinden und die Gesundheit eines Menschen zu erreichen», sagt Tiziana Grillo. Sie ist diplomierte Physiotherapeutin mit langjähriger Erfahrung und zahlreichen Weiterbildungen in den Bereichen Didaktik, Neurologie und einem Master in Supervision und Coaching.

«Oft stelle ich bei Patienten fest, dass nebst den körperlichen Beschwerden auch andere Themen Beachtung verdienen würden, die aber nicht zu meinem Leistungsauftrag gehören.»

Tiziana Grillo, ZHAW-Dozentin 

Grillo lehrt am ZHAW-Departement Gesundheit, hat eine eigene Praxis und bietet Coachings im Bereich Körperkompetenz und Krisen an. «Die Nachhaltigkeit von Therapien beschäftigt mich schon lange», sagt sie: «Oft stelle ich bei Patienten fest, dass nebst den körperlichen Beschwerden auch andere Themen Beachtung verdienen würden, die aber nicht zu meinem Leistungsauftrag gehören.» Als sie den CAS Personal Health Coaching (PHC) an der Universität Basel entdeckte, schien er ihr wie das fehlende Puzzleteilchen. Das Coaching ruht auf den Säulen Bewegung, Ernährung und Mental Health. Die Physiotherapeutin hat sich deshalb für eine Weiterbildung in diesem Bereich entschieden.

Im Rahmen des CAS PHC betreut sie zwei Coachees. «Als Coach gebe ich den Weg nicht vor, sondern begleite Menschen auf ihm. Die Motivation bleibt hoch und die Selbstwirksamkeit wird gefördert.» Zudem verfügen die Coaches über das nötige Fachwissen. Finanziert werden die Coachings über Zusatzversicherungen verschiedener Versicherer. «Immer mehr Krankenkassen tendieren dazu, Gesundheitskassen zu werden. Sie haben erkannt, dass die Heilungs- und Behandlungskosten höher sind als die Kosten der Prävention.»

Grillo schätzt am CAS auch, dass sie vom umfassenden Wissen der anderen Teilnehmenden profitiert, denn Voraussetzung für den Kurs sei eine dreijährige Grundausbildung in den Bereichen Ernährung, Sport, Psychologie oder Bewegung, wie Lukas Zahner betont. Der Professor an der Universität Basel forscht seit vielen Jahren zum Thema, hat den CAS entwickelt und leitet ihn.

Achtung Weisszucker!

Das Interesse am Coaching wächst. Der 69-jährige Bernhard Baumgartner hat vor Kurzem mit seinem begonnen und ist begeistert. Nachdem er einen Fragebogen zu seinen Lebensumständen ausgefüllt hatte, fanden zwei 30-minütige Gespräche mit seinem Coach statt. Der Coachee erhält eine Zusammenfassung via App. Für Baumgartner steht eine Gewichtsreduktion im Vordergrund. Da er sich ausgiebig bewegt, liegt der Fokus auf der Ernährung. «Es hat mich gepackt, ich schaue jetzt bewusster auf meinen Zucker- und Alkoholkonsum.»

«Wie man aktuell lebt, so altert man.»

Tiziana Grillo, Physiotherapeutin

Baumgartner schätzt am Coaching, dass es zeitlich überschaubar, aber dennoch konstant ist. Hilfreich sei auch der Blick von aussen. «Mit meinem Coach habe ich so etwas wie ein externes Gewissen.» Dass dies funktioniert, zeigt eine Früchtelieferung, die während des Gesprächs mit der Autorin eintrifft: 26 Kilogramm Orangen. «Ich trinke Säfte zum Frühstück und verzichte auf Weisszucker.» Baumgartner ist überzeugt, dass er das neue Verhalten längerfristig beibehalten kann. 

Unzählige Einsatzbereiche

Die Coachings sind für Personen jeglichen Alters – ich sehe unzählige Einsatzbereiche», sagt Tiziana Grillo und berät nebst einer 82-Jährigen auch einen 43-Jährigen. Da sie ihre Seminararbeit zum Thema «Autonomie im Alter» schreibt, hat sie derzeit einen Schwerpunkt in diesem Bereich gesetzt. «Wie man aktuell lebt, so altert man», so Grillo. Daher sei es wichtig, gesunde Verhaltensmuster zu entwickeln und Freundschaften zu pflegen. «Nebst konkreten Ernährungs-, Bewegungs- und Gesundheitstipps wird auch der persönliche Austausch geschätzt – es tut gut, wenn einem 30 Minuten zugehört wird und man weiss, dass das Platzierte vertraulich behandelt wird.» So können auch allfällige Probleme der Mental Health besser erkannt werden. Für Grillo steht fest, dass Personal Health Coachings zukunftsweisend sind. Sie hofft, dass Hausärzte vermehrt langfristige Veränderungen anstreben und Patienten zum Coach statt in die Apotheke schicken. 

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