Eine Schweizer Version von ChatGPT – transparenter und sicherer
Wegweisender Schulterschluss: Das Centre for Artificial Intelligence der ZHAW ist gemeinsam mit Forschenden anderer KI-Labore und Unternehmen an der Gründung von AlpineAI beteiligt. Das KI-Startup lanciert eine Schweizer Version von ChatGPT. Unter dem dem Namen SwissGPT will die Allianz den hiesigen Forschungs- und Wirtschaftsstandort stärken.
So einfach nutzbar wie ChatGPT, aber mit Antworten, die nachvollziehbar sind und Vertraulichkeit gewähren. Das versprechen die Gründerinnen und Gründer von AlpineAI mit ihrem Angebot für Firmen in der Schweiz: SwissGPT soll international höchsten Anforderungen entsprechen und neben den ethischen und rechtlichen Standards auch die spezifischen Bedürfnisse mehrsprachiger europäischer Firmen berücksichtigen.
Europa in Position bringen
Derzeit wird die überwiegende Anzahl der sogenannten Large Language Models (LLM) wie ChatGPT in den USA und China entwickelt. Die Schweizer Allianz aus Forschenden führender KI-Labore der ETH Zürich, aus Universitäten, ZHAW, Hochschule Luzern und der Privatwirtschaft will Europa auf diesem zukunftsträchtigen Markt besser positionieren. SwissGPT soll den Weg ebnen für ein eigenes Schweizer Angebot, das EU-kompatibel ist. Bei LLM handelt es sich um mathematische Modelle, die die Abfolge der Wörter nach Gesetzen der Wahrscheinlichkeit ergänzen.
Transparent und sicher
«LLM sind wissenschaftlich nichts Neues, aber sie machen Künstliche Intelligenz nützlich und das für eine breite Anwenderinnen- und Anwenderschicht», so Thilo Stadelmann, Mitgründer von AlpineAI und Leiter des ZHAW Centre for Artificial Intelligence, kürzlich an einer Medienkonferenz. SwissGPT basiere auf neuartigen LLM wie Falcon, dessen Wurzeln bis an die ETH Lausanne reichen. Falcon führt die wichtigsten Ranglisten mit an. Im Vergleich zu den in einer Stanford-Studie evaluierten LLM, bei denen etwa Output, Einhaltung von Urheberrechten und ökologischer Fussabdruck beurteilt wurden, schneide das Modell hervorragend ab, so Stadelmann.
«Es ist unsere gemeinsame Vision, das Feld der KI voranzubringen und dabei die Rolle des Menschen hochzuhalten.»
In einer ersten Phase stellt AlpineAI Firmen einen sicheren Zugang zu den meistgenutzten LLM wie etwa ChatGPT zur Verfügung, der eine Anonymisierung der Anfragen mit erhöhter Privacy bietet. «Das Modell könnte man beispielsweise die Historie eines Kunden oder die Quartalszahlen zusammenfassen lassen, ohne dass die Anfrage oder die Antwort im Internet kursiert», sagt Thilo Stadelmann. Das in der Schweiz gehostete Kernprodukt SwissGPT wird darauf ausgelegt, auf sensible, firmeninterne Daten zugreifen zu können.
Fachleute gesucht
Eine mögliche direkte Anwendung von SwissGPT sei die KI-gestützte Beantwortung von E-Mails. Dabei sollen Userinnen und User auswählen können, was mit einer Nachricht zu tun ist – ignorieren, mit einem Standardsatz oder ausführlich beantworten. Das Modell schlägt dann alternative Inhalte vor. Weitere Produkte sollen vor allem auch in der Wissenschaft eingesetzt werden können.
Die Finanzierung von AlpineAI sei gesichert, so CEO Pascal Kaufmann. Und erste Kundenanfragen gebe es bereits. Das KI-Startup sucht nun Fachpersonal etwa für LLM und Machine Learning. Das sei die grosse Herausforderung.
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