Forschung zwischen Freiheit und Verantwortung
Mit unserer Dezember-Ausgabe laden wir Sie ein, sich mit uns auf eine Reise durch die Welt der Forschung zu begeben, in der Freiheit und Verantwortung untrennbar miteinander verknüpft sind.
Den einen geht die Forschungsfreiheit zu weit, andere sehen sie bedroht. Dieses Spannungsfeld spiegelt sich auch in unserem Titelbild wider. Die geflügelte Gestalt setzt zum Höhenflug an, und Illustrator Till Martin überlässt es den Betrachtenden, wie die Leinen im Bild zu interpretieren sind. Sind es ideologische, religiöse oder staatliche Fussfesseln, die Populistinnen und Populisten den Forschenden gerne anlegen würden, aus Angst vor dem Fortschritt? Oder sind es Schutzleinen, die Forschende vor eigenen falschen Ambitionen schützen sollen, damit ihre geistigen Höhenflüge nicht wie einst bei Ikarus mit einem bösen Absturz enden? In diesem Spannungsfeld zwischen Freiheit und Grenzen bewegt sich auch die anwendungsorientierte Forschung, die Auftrag der Fachhochschulen ist. Ergebnisoffenheit, freie Methodenwahl und das Teilen von Wissen gelten auch hier als Qualitätskriterien, müssen aber in Kooperationen mit Forschungspartnern aus Wirtschaft und Institutionen immer wieder neu ausgehandelt werden. «Da Fachhochschulen nicht nur Wissen schaffen, sondern auch den Weg mit ihren Partnern bis zur Umsetzung gehen, verändern sie ganz konkret die Welt», sagt Christoph Heitz, Experte für Algorithmic Fairness an der ZHAW, im Interview. Deshalb erachtet er einen anderen wissenschaftsethischen Aspekt als mindestens ebenso wichtig wie Freiheit: die Verantwortung der Forschenden für ihr Tun und dessen Folgen aus ethischer, nachhaltiger und sozialer Perspektive. Dieses Denken muss trainiert werden, fordert er. Dann braucht man sich vor Forschungsfreiheit nicht zu fürchten. Denn Forschende wissen meist selbst am besten, wo die Risiken ihrer Forschung liegen.
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