Studien, Belletristik, Filme, Spiele

Hochschulbibliothek: Einzigartige Sammlung rund ums Thema Alter

22.03.2022
1/2022

Vergangenen Frühling erhielt die Hochschulbibliothek von Pro Senectute ein besonderes Geschenk: deren Bibliothek mit mehr als 60'000 Titeln – Studien, Fachbücher, Belletristik, Filme, Aktivierungsspiele. Die Sammlung wurde zum Ausgangspunkt für den Ausbau der ZHAW-Aktivitäten im Themenbereich Alter.

Hochschulbibliotheken, das sind Regale voller wissenschaftlicher Literatur und Fachzeitschriften, junge Menschen, die über ihre Laptops gebeugt für die nächste Prüfung büffeln. Lebensgeschichten in Buchform, Spielfilme oder Gesellschaftsspiele – nach ihnen sucht man hier vergebens. Es sei denn, man befindet sich im Bereich «Angewandte Gerontologie» der ZHAW Hochschulbibliothek (HSB) in Winterthur. Hier lagert seit Frühling 2021 der Gesamtbestand der früheren Bibliothek der Organisation Pro Senectute, eine seit den 1950er Jahren kontinuierlich gewachsene Sammlung an Publikationen rund um das Thema Alter.

Dazu gehören neben 20'000 Artikeln aus Fachzeitschriften und einer grossen Zahl wissenschaftlicher Literatur auch Spiele, DVDs, Musik und Belletristik. «Einen solch speziellen, multimedialen Fokus zum Thema Alter gibt es in keiner anderen Bibliothek», so Dieter Sulzer, der als Fachreferent für die Sammlung im Bereich Alter zuständig ist. In der Sammlung finde sich praktisch alles, was in den vergangenen Jahrzehnten in der Schweiz zum Thema Alter publiziert worden sei. 

Biografien, Romane und …

Dazu gehören Ratgeber, Romane, Krimis oder Biografien. Rund 2000 solcher belletristischer Werke sind hier als Bücher oder E-Books zu finden. Darunter etwa Bestseller wie der Roman des amerikanischen Schriftstellers Philip Roth «Mein Leben als Sohn – eine wahre Geschichte», die sich um eine sich verändernde Vater-Sohn-Beziehung dreht, Krimis von Henning Mankell oder spezielle Fachbücher für Kinder, wie «Oma Luise und die Schmetterlinge: ein Kinderfachbuch über Demenz» von Christina Kuhn.

… eine Spielecke

Neben Lesestoff bietet die Bibliothek in einer Spezialsammlung auch 2600 Aktivierungsmedien an. Das sind Medien, die insbesondere Fachleute bei der Arbeit mit älteren Menschen einsetzen, darunter 650 Spiele, die ausprobiert und ausgeliehen werden können. Ein solches Aktivierungsspiel ist «Haarnadel & Poschettli», welches an der Hochschule Luzern entwickelt wurde. Anhand von Fragekarten werden die Teilnehmenden etwa nach der Höhe des ersten Lohns oder der Anzahl Geschwister gefragt. Dadurch wird nicht nur die Interaktion gefördert, sondern auch das Erinnerungsvermögen trainiert. Gleichzeitig können Pflegekräfte spielerisch wertvolle Informationen zum Leben der Mitspielenden gewinnen, was wiederum zu einer bedürfnisgerechten und ressourcenorientierten Betreuung beitragen kann. 

Filme als Spiegel des gesellschaftlichen Altersbilds 

Im Medium Film könneman nachvollziehen, wie sich – wortwörtlich – das Bild vom Alter in der Gesellschaft im Laufe der Zeit verändert habe, meint Sulzer: «In Spiel- und Dokumentarfilmen wird immer auch ein in einer bestimmten Gesellschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt vorherrschendes Bild des Alters vermittelt.» Besonders wertvoll macht den über 1200 DVDs umfassenden Fundus auch, dass viele der hier ausleihbaren Filme nicht auf den gängigen Streaming-Plattformen zu finden sind. So zum Beispiel auch Sulzers persönliche Filmempfehlung «Von heute auf morgen». Ein Dokumentarfilm, in dem mit einem humor- und respektvollen Blick das Leben von Menschen in den Fokus gerückt wird, die bei der Spitex arbeiten oder von dieser betreut werden. 

Interdepartementaler Schwerpunkt Angewandte Gerontologie 

Dass das Thema Alter nicht mehr nur ein Nischenthema ist, sondern in einer alternden Gesellschaft zunehmend an Wichtigkeit gewinnt, wurde in den vergangenen beiden Jahren besonders deutlich. «Mit der Corona-Pandemie standen ältere Menschen plötzlich im Fokus», meint Dieter Sulzer. Das habe sich konkret etwa an der Anzahl wissenschaftlicher Publikationen zum Thema Alter und Corona gezeigt. Und auch an der ZHAW hat die Altersthematik in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen.

Dabei spielte die Übernahme der Pro-Senectute-Bibliothek keine unwesentliche Rolle. Denn schon bald nach deren Integration wurde auch die Schaffung eines neuen, ZHAW-übergreifenden Schwerpunkts «Angewandte Gerontologie» initiiert. Damit soll nicht nur die Forschung zum Thema Alter vorangetrieben, sondern auch das Angebot im Bereich Lehre ausgebaut werden. Noch steckt der Schwerpunkt in den Kinderschuhen. Dass sich die ZHAW der Thematik annimmt, ist wichtig. Denn, so Dieter Sulzer: «Im Kontext der Hochschule besteht das besondere Potenzial, auch Jüngere zur Auseinandersetzung mit dem Alter zu motivieren, um so generell das Verständnis für ältere Generationen zu fördern.»

Angebot Angewandte Gerontologie an der Hochschulbibliothek

Die Sammlung Angewandte Gerontologie befindet sich im Erdgeschoss der Hochschulbibliothek (HSB) in Winterthur. Dort können alle Medien konsultiert, ausprobiert und grösstenteils auch ausgeliehen werden. Einen digitalen Zugang zur Sammlung und zu den Services der HSB schafft die Website «Fachinformation Angewandte Gerontologie». An der HSB finden zudem Veranstaltungen zum Thema statt. Im vierteljährlich erscheinenden Newsletter finden sich neben Informationen zu  aktuellen Entwicklungen im Schwerpunkt auch Literatur- und Filmempfehlungen aus dem Fachbereich.

0 Kommentare

Sei der Erste der kommentiert!

Kommentar ist erforderlich!
Name ist erforderlich!
Gültige E-Mail ist erforderlich!
This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.