Solar- und Wärmetechnik

«Mein Beitrag zur Energiewende»

06.12.2022
4/2022

Arturo Bänziger verhilft Hausbesitzenden zu tieferen Energiekosten, mehr Unabhängigkeit vom Stromnetz und einer besseren CO2-Bilanz. Als Projektleiter kämpft der ZHAW-Absolvent derzeit gegen den grossen Ansturm auf Solaranlagen und Lieferengpässe an.

«Noch nie hatte ich einen Job, in dem ich so viel telefonieren musste», sagt Arturo Bänziger und lacht herzhaft. Seit drei Monaten leitet er Projekte für die Installation von Photovoltaikanlagen auf Dächern von Ein- und Mehrfamilienhäusern. Da gibt es viel zu koordinieren, zu organisieren und zu kommunizieren. «Das Wichtigste in meinem Job als Projektleiter Solar- und Wärmetechnik ist das Pflegen von Beziehungen zu Auftraggebenden, zu Fachpersonen von Partnerbetrieben und zu Lieferfirmen. Nur so können wir ein Projekt erfolgreich zusammen umsetzen, sagt Bänziger. Oft ist er darum auf Baustellen anzutreffen. Er mag den Kontakt zu Menschen und vermittelt gerne zwischen ihnen. Dies, gekoppelt mit den fachlichen und technischen Herausforderungen, macht den Job für Bänziger besonders spannend.

Der 28-Jährige schloss im Sommer 2022 sein Bachelorstudium Energie- und Umwelttechnik an der School of Engineering der ZHAW ab und begann direkt nach dem Studium bei der CKW Gebäudetechnik zu arbeiten. Aktuell liegt sein Fokus auf der Betreuung von Photovoltaikprojekten. «Die Nachfrage ist riesig», sagt Bänziger. In den letzten Wochen hat diese weiter zugenommen. «Viele Menschen wollen einen Beitrag zu einer nachhaltigen Stromversorgung leisten oder sind von der aktuellen Entwicklung im Strommarkt beunruhigt.» Wer schon seit einer Weile darüber nachdachte, Solarpanels auf dem Dach zu installieren, ringt sich jetzt zu einer Entscheidung durch. Insbesondere das Interesse an Anlagen, die dank Batteriekomponenten auch dann weiterlaufen, wenn der Netzstrom ausfällt, ist enorm. 

Grosse Nachfrage führt zu Lieferengpässen

Die riesige Nachfrage prägte für den Fachmann den Einstieg in die Branche. «Ich wurde ziemlich ins kalte Wasser geworfen», sagt er und lacht erneut. «Der Anstrum ist schwer zu bewältigen; aber ich tue, was ich kann.» Bänziger würde die Projekte gerne schneller umsetzen. «Aber das ist leider schlicht nicht möglich.» Die gesamte Lieferkette hat Probleme, mit der Nachfrage Schritt zu halten. Materialien fehlen an allen Ecken und Enden, die Produktion wurde überall hochgefahren und kommt dennoch nicht nach. Hinzu kommt, dass Personal fehlt. «Es hat zu wenig Leute für Aufgaben wie die meinige, aber auch für die Montage auf dem Dach fehlt das entsprechend ausgebildete Personal.» Das alles führt dazu, dass die Kundschaft von Unternehmen wie der CKW Geduld braucht. «Wer sich heute für die Installation einer Photovoltaikanlage interessiert, kann etwa in drei bis vier Monaten mit einem Beratungstermin rechnen», sagt Arturo Bänziger.

«Wer sich heute für die Installation einer Photovoltaikanlage interessiert, kann etwa in drei bis vier Monaten mit einem Beratungstermin rechnen»

Arturo Bänziger, ZHAW-Absolvent

Dass er heute Projekte im Energiebereich leitet, ist für Bänziger keine Selbstverständlichkeit. «Mich haben Energie und Technik schon immer fasziniert», sagt er. Nach dem Gymnasium wählte er dennoch den Studiengang «International Management» an der School of Management and Law (SML) der ZHAW. Das schien ihm naheliegend: Fast seine gesamte Schulkarriere hatte er an verschiedenen Schulen auf der ganzen Welt verbracht. «Mein Vater hatte Jobs in verschiedenen Ländern. Ich besuchte meist internationale, englischsprachige Schulen, während wir zu Hause Spanisch sprachen.» Ein technisches Studium auf Deutsch traute er sich nicht zu und Internationalität hatte er quasi im Blut. 

Von der Betriebswirtschaft in die Energietechnik

Seine Bachelorarbeit an der SML schrieb Arturo Bänziger zum Thema Energiewende. «Da packte es mich wieder. Ich realisierte: Hier kommt etwas Grosses ins Rollen mit Auswirkungen auf Gesellschaft, Politik und Wirtschaft», erinnert sich der Absolvent. So entschied er sich nach einem Jahr in der Finanzbranche und mit inzwischen verbesserten Deutschkenntnissen für ein zweites Studium: Energie- und Umwelttechnik an der School of Engineering der ZHAW. Rückblickend sagt Bänziger, dieses Studium sei das wohl Schwierigste, was er bisher gemacht habe. «Anfangs war es nicht leicht, meinen Lebensstandard anzupassen. Und während ich zu Hause über komplizierten Mathe-Aufgaben sass, feierten meine ehemaligen Arbeitskollegen ihre Beförderungen.» Doch diese Frustration dauerte nicht lange. Schnell fing Bänziger Feuer und stürzte sich voll und ganz in seine Lieblingsthemen. 

Heute, nach drei Monaten im neuen Beruf, kann er sagen: «Es war die richtige Entscheidung.» Das Studium habe ihn bestens vorbereitet auf seinen heutigen Berufsalltag. Die Theorie sitze und auch in die Praxis habe er guten Einblick erhalten. «Schon in der ersten Studienwoche stiegen wir auf ein Dach und machten erste Messungen. Heute bin ich mehrmals pro Woche genau mit dieser Aufgabe konfrontiert.» Der Wechsel von der Betriebswirtschaft in die Energietechnik hat sich für Bänziger auch aus einem anderen Grund gelohnt: «An etwas zu arbeiten, das die Gesellschaft beschäftigt, einen Beitrag zur Energiewende zu leisten, indem ich den Bau von nachhaltigen Energieanlagen ermögliche, das spornt mich an.»

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