«Nicht warten, bis man so weit ist – denn man ist nie so weit»

20.06.2023
2/2023

Nach einem Master an der ZHAW und einer Beratungstätigkeit als Angestellte hat sich Eliana Hohl Anfang 2021 selbstständig gemacht. Die Arbeits- und Organisationspsychologin berät heute Unternehmen unter anderem zu agiler und virtueller Kollaboration, Innovation und Change Management. Bei der Innovation Challenge von ZHAW entrepreneurship ist sie als externe Beraterin engagiert.

Dass sie nicht nur konzeptionell, sondern auch direkt in den Workshops mitarbeiten kann, findet sie besonders spannend: Als externe Beraterin ist Eliana Hohl bei der Innovation Challenge von ZHAW entrepreneurship gleich mehrfach im Einsatz. Es sei sicher auch ein Vorteil, dass sie schon im «ZHAW-Kontext» zu Hause sei, sagt sie. Denn die 40-jährige gebürtige Argentinierin hat an der ZHAW vor gut anderthalb Jahren ihr Masterstudium in Arbeits- und Organisationspsychologie absolviert und ist heute auch als Dozentin tätig. Vor allem aber hat sie vor gut zwei Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt: «Es hat sich so ergeben», begründet sie ihren Entscheid.

Marksteine auf dem Weg in die Selbstständigkeit

Doch es gab einige Stationen in ihrer beruflichen Laufbahn, die wohl den Weg bereiteten für die Selbstständigkeit. So hatte sie bis 2021 drei Jahre lang als Management Consultant bei einer kleineren Unternehmensberatung gearbeitet. Dort konzipierte und leitete sie unter anderem Projekte im Change Management, in kultureller Transformation und agiler Zusammenarbeit, vorab für Unternehmen aus den Branchen Pharma, Medizintechnik und Versicherungen.

«Ohne Covid wäre ich vermutlich nicht selbstständig geworden.»

Eliana Hohl, selbstständige Organisationsberaterin

Dann kam die Pandemie: «Ohne Covid wäre ich vermutlich nicht selbstständig geworden», sagt sie. Denn die Nachfrage nach digitalen Workshops – einem ihrer Kerngebiete – stieg rasant. Sie sah: Der Markt ist da. «So habe ich es versucht mit der Selbstständigkeit – und bin happy damit.»

Als Beraterin ist sie heute breit aufgestellt: Sie ist schwergewichtig in neuen Arbeitsformen, Innovationsförderung und Design Thinking tätig, ist aber beispielsweise auch bei der Planung von Neubauten involviert, wo Anforderungen der kollaborativen Zusammenarbeit baulich umgesetzt werden sollen.

ZHAW-Studium als Türöffner

Ein weiterer Markstein auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit: ihr Studium an der ZHAW. Ihre Masterarbeit hat sie zum Thema Resilienz von Organisationen geschrieben. Ihre Bachelorarbeit behandelte dagegen die Holokratie in Unternehmen: Bei dieser Organisationsform sollen Hierarchien im Idealfall ganz abgeschafft und die Mitarbeitenden transparent und partizipativ an geschäftlichen Inhalten beteiligt werden. Dazu konnte sie bei der Swisscom ein Praktikum absolvieren, wo sie bei einem Forschungsprojekt mitwirkte, das die Auswirkungen von Holokratie auf Mensch und Unternehmen messen wollte.

Dieses Praktikum, vermittelt von ihrem Dozenten Michael Zirkler, habe ihr viele Möglichkeiten eröffnet, sagt sie heute. Sie hat viele Menschen kennengelernt, sich in der Beraterwelt vernetzen können und hatte sogar die Gelegenheit, ihr Bachelor-Thema an einer Konferenz in Indien vorzustellen. Das sei für ihren beruflichen Werdegang, aber vor allem auch für ihren persönlichen Reifungsprozess sehr wichtig gewesen.

Von Argentinien in die Schweiz

Aufgewachsen ist Eliana Hohl in Argentinien, wo sie bereits ein Studium in klinischer Psychologie begonnen hatte. Mit 22 Jahren kam sie in die Schweiz – «der Liebe wegen», wie sie lachend erzählt. Hier in der Schweiz war allerdings die argentinische Matura nicht anerkannt, die Fortsetzung des Studiums und der Abschluss an einer Schweizer Universität waren ihr deshalb verwehrt. Sie entschied sich für ein Studium an der ZHAW, bei dem keine Schweizer Matura notwendig war; auch weil ihr die klinische Psychologie nicht mehr so entsprach. Das sei ein guter Entscheid gewesen, findet sie heute. Die ZHAW sei sehr anwendungsorientiert, was sicher auch zu ihrer heutigen Selbstständigkeit beigetragen habe, nebst dem Fachwechsel in die Arbeits- und Organisationspsychologie.

«Ich habe eine starke Mission: Ich will bei Menschen etwas bewegen und den Arbeitsplatz und die Arbeitswelt etwas menschlicher machen.»

Eliana Hohl

Sich vernetzen und von Menschen lernen

Wichtige Zutaten für die Selbstständigkeit? Für sie sind dies: sich vernetzen, Menschen mit gemeinsamen Interessen suchen, bei anderen lernen und mit den eigenen Themen sichtbar werden. Und es einfach versuchen: «Es hat keinen Sinn, zu warten, bis man so weit ist – denn man ist nie so weit», sagt sie.

Im Moment geniesse sie ihre Arbeit, «alles ist ein Geschenk», sagt sie. Mit ihrer eigenen Zukunft hat sie sich noch nicht auseinandergesetzt: «Irgendwie lustig», lacht sie: «Ich berate andere Unternehmen, habe jedoch keine eigene Geschäftsstrategie.» Dafür habe sie eine starke Mission: Ihr Ziel sei, bei Menschen etwas zu bewegen, eine Verbesserung auf gesellschaftlicher Ebene zu bewirken und den Arbeitsplatz und die Arbeitswelt etwas menschlicher zu machen.

1 Kommentar

Kommentar ist erforderlich!
Name ist erforderlich!
Gültige E-Mail ist erforderlich!
This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.
  • F

    Flores
    22.06.2023, 15.53
    Felicitaciones a esa profesional de excelencia.