Orte der Ruhe mitten in Zürich

21.03.2023
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Freiräume im urbanen Umfeld, in denen Menschen zur Ruhe kommen können –  und das in der grössten Stadt des Landes? Was sind das für Orte? Sind sie wirklich still? Wo sind sie zu finden? Und weshalb suchen Menschen sie auf? ZHAW-Studierende waren auf Spurensuche in Zürich.

Baulärm, Motorengeheul, Laubbläser, quietschende Trams: Das ist die Geräuschkulisse, wie man sie von Zürich kennt. Aber Ruhezonen im Strassenraum, grüne Oasen im Wohnumfeld, in Parkanlagen und Friedhöfen, Orte in Gärten und an Gewässern, in Höfen und im Wald? In einem mehrjährigen Projekt spüren Studierende der ZHAW im Modul «Grünraum und Stadtleben» in der Stadt Zürich solche Stellen auf, die im urbanen Umfeld als Orte der Ruhe empfunden werden.

Vom Bahnhof zum Uetliberg

Unter der Leitung von Petra Hagen Hodgson, Kunsthistorikerin und Dozentin an der ZHAW in Wädenswil, waren es diesmal Beispiele im Stadtbereich zwischen dem grössten Bahnhof der Schweiz und dem Uetliberg, an dessen stadtseitiger Flanke sich fast urwaldartig wirkende Naturräume befinden.

Orte, die im urbanen Umfeld als Orte der Ruhe empfunden werden, sind, wie die Dokumentation zeigt, stets von natürlichen Strukturen begleitet – von Wasser, Bäumen, begrünten Flächen oder zumindest von Hochbeeten in Holzkisten und Kübelpflanzen. Im Rahmen der Suche nach Orten der Ruhe wurden auch Faktoren diskutiert, die störend wirken, die einen Ort vielleicht sogar zum «Ort der Unruhe» werden lassen: Ruhe und Unruhe können sehr unterschiedlich wahrgenommen werden.

«Orte der Ruhe sind zentral für ein positives Erleben einer Stadt und für ihre Wohnlichkeit.»

Petra Hagen Hodgson, Dozentin Grünraum und Stadtleben

Die Studierenden sprachen mit Menschen direkt vor Ort sowie mit Fachleuten. Sie zeichnen ihre Interviews schriftlich auf und werten sie aus. Ihre Beobachtungen fassen sie zusammen, Erlebnismomente halten sie fotografisch und mit Videoaufnahmen fest. Damit das zusammengetragene Wissen nicht in der Hochschulschublade bleibt, findet jedes Jahr eine Ausstellung statt, an der die Studierenden mit Text, Bild, Film und Ton ihre Ergebnisse öffentlich zur Diskussion stellen.

Beitrag zum städtebaulichen Diskurs

«Wir wollen damit einen Beitrag zum aktuellen städtebaulichen Diskurs und zur Weiterentwicklung der Stadt leisten – dies insbesondere auch angesichts des neuen kommunalen Richtplans, der vorsieht, dass in den nächsten Jahrzehnten rund 100`000 Menschen mehr in Zürich innerhalb der jetzigen Stadtgrenzen wohnen sollen», so Petra Hagen Hodgson. Mit den Ausstellungen stossen die Studierenden und ihre Dozentin auf unerwartet grosses Interesse. Petra Hagen Hodgsons Fazit: «Ganz offensichtlich haben wir ein Thema aufgegriffen, das viele berührt und bewegt. Orte der Ruhe sind zentral für ein positives Erleben einer Stadt und für ihre Wohnlichkeit.» 

Bilder einer Ausstellung

AUERHOF: «I found it very calming here compared to other places. […] All the buildings around make the street more quiet.» Alyssa (21), Fachfrau Gesundheit / Alle Bilder: Studierende der ZHAW

BÄCKERANLAGE: «Am Tag komme ich in diesem Park zur Ruhe […] am Abend meide ich ihn, […] da ist es mir unwohl. […] Widersprüchlich ist das nicht, ich halte mich bloss in einigen Bereichen nicht auf.» Studentin Propädeutikum, ZHdK

KASERNENAREAL: «Ich finde das Kasernenareal grossartig.[…] Man muss den Eingang suchen, dann gehst Du rein und bist […] in einer Parallelwelt. […].» Geschichtsstudentin

PESTALOZZIANLAGE: «[Ich] mache eine Pause vom Arbeiten. […] Es ist ein schöner grüner Fleck auf einem grauen Platz. […] Es könnte schöner sein, aber es ist der schönste Ort in der Nähe.» Junger Servicetechniker

FRIEDHOF SIHLFELD: «Es ist wie so ein Geheimeingang. Die anderen sind öffentlich, gross. Man sieht nicht direkt, dass man hier reinkommt. Bei diesem Weg muss man schon wissen, dass er hier ist. […] Man bekommt nicht mit, dass man hier mitten in der Stadt.» Petra (32), People & Culture Manager

WIESENDANGERSTRASSE: In der Wiesendangerstrasse werden parkierte Autos hinter und unter Grünstrukturen versteckt. Die Verkehrsführungwie auch die Grünfl.chen wirken beruhigend. Durch den Grünstreifen zwischen Haus und Strasse entsteht eineDifferenzierung des Raumes.

SIHLPROMENADE: «Es ist ein schöner, zusammenhängender Weg. Es hat keine Autos und ich mag die Bäume. Der Lärm des Zuges stört nicht, sondern der konstante Lärmpegel der Autobahn. Bei Stille ist die Sihl gut zu hören, wobei mich das Geräusch des Wassers beruhigt – ich empfinde es als angenehm.» Katarina (54), Lehrerin

BÜRKLIPLATZ 1: «Ich liebe das Wasser. Aber das ist für mich kein Ort der Ruhe. Durch die Unruhe wird auch das Wasser unruhig.» Passantin (63)

BÜRKLIPLATZ 2: «Wir entscheiden selber, ob wir einem Ort Ruhe geben oder ihm Ruhe nehmen.» Andres Bosshard, Klangkünstler

BÜRKLIPLATZ 3: «Je schneller wir uns bewegen, desto lauter sind wir.» Andres Bosshard, Klangkünstler

AUTOHOF:  Der ruhende Verkehr strahlt Unruhe aus. Trotz der Unwirtlichkeit kommen hier Angestellte für eine Zigarettenpause hin nach dem Motto: aus der Not eine Tugend machen.

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